Autor: Ella

Prostitution und die eigene Sexualität

Autorin: Saskia Nimierski // Die Prostitution hat einen enormen Einfluss auf das Sexualleben der Prostituierten. Meiner Erfahrung nach einen zunehmend negativen, je länger man dieser Beschäftigung nachgeht und je mehr sich die Bedürfnisse des eigenen Körpers in denen wildfremder Menschen, die genug Scheine auf den Tisch legen, auflösen. 18 Jahre Prostitution haben in meinem Fall selbstverständlich ziemliche Narben in meinem Sexualverhalten hinterlassen, auch wenn man sich von dem „Abdruck“, den die Prostitution hinterlassen hat, regenerieren und sich wieder ein natürlicher Bezug zum eigenen Körper einstellen kann. Der „Abdruck“ bleibt aber, und wenn man vor oder direkt beim Einstieg in die Prostitution ev. kein Problem damit hatte, mit verschiedenen Partnern Sex zu haben (aufgrund einer manischen Erkranung hatte ich diese Schübe ohnehin) und es faszinierend fand, so belehrt die Branche einen schon bald eines Besseren. Zu Beginn hatte ich nur die Bilder von lasziven, coolen, attrakiven Pornostars oder Pop-Stars wie Madonna im Kopf, die, indem sie Erotik öffentlich lebten, nicht nur bewundert, sondern auch (so schien es mir damals) eine gewisse Macht über die Männer hatten. …

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Das neue Prostituiertenschutzgesetz und seine Umsetzung im Land Sachsen

Autorin: Susan // Da in diesen Tagen eine Anhörung im Landtag zu Dresden bezüglich des neuen Gesetzes stattfindet, fühle ich mich bemüßigt, einmal etwas zu schreiben. Ich selbst arbeite in diversen Bundesländern, unter anderem gern und oft in Sachsen (Chemnitz, Plauen, Leipzig) und Nordrhein- Westfalen (Köln, Bonn). Mein aktueller Text bezieht sich auf das Land Sachsen. Die pünktliche Umsetzung hat das Land längst verschlafen, ähnlich wie die Bundesländer Thüringen und Sachsen- Anhalt weiß man scheinbar nicht so recht, wohin mit diesem Thema und der Verantwortung. Klar ist nur eines: die Anmeldegebühr für ihre eigene, größtenteils kritisch gesehene und unwillkommene Registrierung müssen die Prostituierten natürlich selbst tragen. Nicht genug, dass der Staat mit Steuern jeglicher couleur schon gut an uns verdient, nein, Prostituierte sollen für ihren eigenen Schutz auch zahlen. Ähnlich wie in einem Laufhaus, wenn der Freier dich würgt und du den Notknopf drückst, damit ein breitschultriger Security dich aus deiner lebensgefährlichen Lage befreit. Nicht, dass das umsonst wäre. Keineswegs. Für diese Lebensrettung sind Gebühren fällig.

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Über die schöne, weiße, reine Welt der Prostitution

Autorin: Luise Kakadu //   Eben bin ich aufgewacht. Aufgewacht aus einem Traum. Noch wirkt er nach – und er erinnert mich an mein Aufwachen in der Prostitution; mein ganz reales und echtes Aufwachen im Sein; im Leben. Im Traum war ich Kind, junge und ältere Frau zugleich. Ich war irgendwie alles in einem. Es spielte keine Rolle – und war doch wichtig. Ich wanderte durch eine weiße Welt. Überall um mich waren Schnee und Eis. Ich hatte nur einen Hauch von Nichts am Leib und war barfuß. In der Hand einen Blister Antibabypille. Und ich flüsterte mir zu, dass sie mein Wichtigstes seien. Dass ich aufpassen muß, ganz unbedingt. Nichts, wirklich garnichts dürfe diese Welt beschmutzen. Niemals nicht dürfte mein Blut in dieses Weiß fallen. Und ich muß Sorge tragen, dass dies nicht passiert. Aber…. es waren kaum noch Tabletten im Blister. Und ich hatte grausame Angst, was passieren würde, wenn. Gleichzeitig war mir so bitter kalt. Und egal, wohin ich sah, war nur Weiß. Ich wußte nicht, in welche Richtung ich lief. Nicht, …

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Wie ich in die Prostitution eingestiegen bin – und wie ich meine Illusionen verloren habe

Autorin: Mimi //   Meinen ersten Freier hatte ich mit Anfang 20. Ich hatte seit Jahren massive Probleme meine Sexualität auszuleben, aber fand keinen Zusammenhang zu den sexuellen Übergriffen in der Vergangenheit. Sex war für mich immer ein Leistungsfach, etwas, was ich zu erfüllen hatte, nicht nur ein bisschen, sondern ganz hervorragend. Das war mein eigener Anspruch gewesen. Mein erster Freund erpresste mich mit Liebesentzug, wenn ich mal keine Lust hatte. Also hatte ich immer Lust. Er wusste, dass ich es nicht aushalte, wenn er mich ignorierte und tagelang links liegen lies, wenn ich mal wieder nicht mit ihm schlafen wollte. Warum ich ihn nicht verließ? Diese Logik war mir einfach nicht vorhanden. Er kümmerte sich doch um mich, er kochte mir Kaffee, er nahm mich mit zu Freunden, er schien sich irgendwie für mich zu interessieren. Vorausgesetzt, ich war mit ihm vorher im Bett gewesen. Ich war abhängig von ihm und nicht in der Lage mein eigenes Leid zu beenden. Als ich fortzog von zuhaus, zum Studium, war mein Leben schon ein viel besseres …

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Prostitution und Scham

Autorin: Mimi //   Viele Frauen, denen ich in der Prostitution begegnet bin, haben Probleme, das Leben außerhalb zu bewerkstelligen. Das klingt im ersten Moment nicht positiv, doch so ist es nichtmal gemeint. Gemeint ist eher, dass wir Frauen  essentielle Erfahrungen, unseren Selbstwert betreffend, einfach nicht gemacht haben. Vielen ist gemein, dass sie aus schwierigen Elternhäusern und Heimen kommen, Gewalt und Missbrauch erlebt haben. Die Aufarbeitung wurden ihnen lange Jahre verwehrt und die Überlebensmechanismen erschweren einen Zugang zu traumatischen Erfahrungen. Doch was hält die Frauen dann in einem System, was ihnen offenkundig mehr schadet denn nützt? Diese Frage lässt sich nicht leicht beantworten und ist immer ein Mix aus indivuellen Entscheidungen und Prozessen. Neben den zahlreichen Varianten der erfahrenen Gewalt in der Vergangenheit und Gegenwart, sowie destruktiven  Beziehungserfahrungen, Lebensproblemen und Geldmangel, ist in vielen Fällen auch ein fehlender Selbstwert ein Faktor, weiterhin anzuschaffen als auszusteigen. Als ich ein kleines Mädchen war, war ich ängstlich und unselbständig. Ich hatte vor allem Angst. Vor der Kita, vor anderen Kindern, auch Angst, den Anforderungen nicht zu genügen. Man …

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Wie wäre das mit Liebe, Lust und Leidenschaft? Rollen, Identität & Prostitution

Autorin: Mimi // Jeden Morgen, wenn ich aufwache, stelle ich nach einer kurzen Zeit der Entspannung fest, dass sich all die guten und schlechten Geschehenisse wie Popups ins Gedächtnis drängen. Ähnlich wie bei einem Computer, der hochfährt und alle Programme und Termine lädt, meldet auch mein Kopf zahlreiche Informationen. Viele von ihnen, so wünschte ich, würden niemals mehr auf meinen inneren Desktop springen, aber leider ist es nicht möglich, die Dinge einfach im Archiv zu belassen. Als ich eine junges Mädchen war, so vorpubertär, da dachte ich vieles von Liebe und Leidenschaft und all diesen Dingen. Wie es wohl sein würde, wie es sich anfühlen würde. Doch leider konnte ich diese Erfahrung niemals sammeln, wie es gewesen wäre, wenn ich mein eigenes Tempo hätte gehen können. Denn dazu kam es einfach nicht. Schon als Kind wurde ich konditioniert auf Befehslgehorsam, stillsein, aushalten, unsichtbar sein und immer immer lieb und nett und brav. Ich befolgte. Mich selbst zu spüren kam kaum in Frage, denn mein Überleben hing von meinem Verstecken ab. Das Verstecken gewohnt, war es …

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Von der schwierigen Beziehung zu Männern und davon, wie sich Privatbeziehungen und Prostitution vermischen

Autorin: Hilde //   Ich habe bereits mehrfach im Ellaforum von schwierigen Beziehungen zu Männern gelesen. Und es ist schwierig – weil ich drum weiß, wie das System mit der Anziehung funktioniert. Und auch ich meinen Weg gegangen bin und noch gehe. Aber hin und wieder tut es mir weh, was ich hier lese und es tut mir Leid. Ich bin betroffen und es schmerzt. Und weiß doch, jede von uns muß ihren eigenen Weg gehen. Durch jedes einzelne Tal und jeden Schmerz. Und sowieso bin ja auch ich längst noch nicht angekommen; heil… Auch ich selbst renne noch gegen mehr als zu viele Wände und muß noch lernen. Meinen ersten Mann lernte ich kennen mit 16. Gerade raus aus dem langjährigen und dauerhaften Mißbrauch im Elternhaus hielt ich Gewalt für normal. Mein (1.) Mann kam aus einer Trinkerfamilie. Die Mutter war gestorben, als er 12 war und er vermutete, der Vater habe die Mutter in den Tod getrieben. Auch er kannte nur Gewalt. Wir waren 2 Menschen, die keine Ahnung von Liebe hatten. Mein …

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