(english version below)
Wir sind Frauen, die in der Prostitution waren oder noch sind.
Wir verstehen uns als solidarisch mit allen anderen Frauen, auf die das zutrifft, aber wir distanzieren uns von den Interessen jener, die von der Prostitution anderer profitieren.
Wir nehmen Prostitution als sexuelle Gewalt wahr und setzen uns dafür ein, dass dies anerkannt wird. Prostitution ist keine Dienstleistung und kein Beruf, sondern Ursache und Auswirkung eines ungerechten Geschlechterverhältnisses.
Deswegen folgen wir dem abolitionistischen Kurs, gegen Prostitution, aber für Prostituierte zu agieren.
Prostitution ist sexuelle Gewalt. Deswegen ist es richtig, die, die diese Gewalt ausüben, in die Verantwortung zu nehmen. Eine Freierbestrafung ist die logische Folgerung.
Wir sehen aber, dass es damit nicht getan ist. Die von Prostitution betroffenen Frauen zu kriminalisieren ist ein Unrecht, für dessen Abschaffung wir uns einsetzen. Wir brauchen keine Regulierung und keine Kriminalisierung – wir brauchen Alternativen, andere Optionen, Ausstiegshilfen und auch Traumatherapien.
Das alles sehen wir verwirklicht im Nordischen bzw. im Abolitionistischen Modell.
Für dieses setzen wir uns ein.
Außerdem schließen wir uns dem Manifest der Prostitutions- und Menschenhandelsüberlebenden an, welches 2005 im Europäischen Parlament verlesen wurde:
- Prostitution muss beseitigt werden. Daher sollte sie nicht legalisiert oder gefördert werden.
- Gehandelte und prostituierte Frauen brauchen Unterstützungsangebote, die ihnen dabei helfen sich eine Zukunft außerhalb der Prostitution aufzubauen, dazu gehören rechtliche und finanzielle Amnestie, finanzielle Unterstützung, Praktika, Arbeit, Unterkunft, Gesundheitsversorgung, rechtliche Vertretung, Bleiberechte und kulturelle Mediator_Innen und Sprachschulung für Opfer des internationalen Menschenhandels.
- Frauen in der Prostitution brauchen Regierungen, die Menschenhändler_Innen, Zuhälter_Innen und Männer, die Frauen in der Prostitution kaufen, bestrafen und die Sicherheit und Schutz vor denen bieten, die ihnen schaden wollen.
- Hört endlich auf, Frauen festzunehmen und nehmt die Täter des Menschenhandels und der Prostitution fest.
- Stoppt die Polizeischikanen gegen die Frauen in der Prostitution und die Abschiebung gehandelter Frauen.
- Prostitution ist nicht „Sexarbeit“ und Menschenhandel ist nicht „Migration für Sexarbeit“. Regierungen sollten aufhören, die Sexindustrie zu legalisieren und zu entkriminalisieren und den Zuhältern und Käufern die Erlaubnis zur Ausnutzung der Frauen in der Prostitution zu geben.
____________________
Wir setzen uns ein für eine Welt ohne sexuelle Ausbeutung.
Das ist unser oberstes Ziel in allem, was wir tun.
Unsere gemeinsamen Werte sind die Basis dafür, um dieses Ziel erreichen zu können:
– Offenheit
– Fürsorge
– Hoffnung & Mut
Offenheit
Niemand darf diskriminiert, stigmatisiert oder abgewertet werden aufgrund der eigenen ethnischen oder sozialen Herkunft, des sozialen Status, sexueller Orientierung oder sexuellen Verhaltens (z.B. promiskuitiv, keusch, monogam etc.), religiösen oder spirituellen Glaubens, politischer Anschauung, sowie jeglicher anderer, angeborener oder anerzogener Merkmale.
Fürsorge
Wir unterstützen andere Betroffene sowie uns gegenseitig dabei, ein gewalt- und ausbeutungsfreies Leben aufzubauen und zu erhalten. Wir nehmen Rücksicht auf die unterschiedlichen Lebensbedingungen und stärken uns gegenseitig zu jeder Zeit den Rücken.
Hoffnung & Mut
Als Frauen aus der Prostitution sind wir Rückschläge und Gegenwind von allen Seiten gewohnt. Wir wissen nicht, welche politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Zukunft auf uns zukommen werden. Aber wir wissen: Wir werden immer hier sein, Hilfe leisten und für Freiheit, Selbstbestimmung und ein Leben ohne sexuelle Ausbeutung kämpfen.
____________________________________________
We are women who once were in prostitution and women who still are in prostitution.
We stand in solidarity with all other women in the same situation, but we distance ourselves from the interests of those who profit from the prostitution of others.
We understand prostitution as sexual violence and we are committed to having this recognized. Prostitution is not a service and not a profession, but cause and effect of an unjust relation between the sexes.
Because of this we follow the abolitionist course of engaging against prostitution, but for prostitutes.
Prostitution is sexual violence. Because of this it is just to demand responsibility from those who enact the violence. A punishment of buyers is the logical conclusion.
We see, however, that this is not enough. Having women affected by prostitution criminalized is an injustice that we are committed to abolishing. We need neither regulation nor criminalization – we need alternatives, other options, exit support and also trauma therapy.
We see all of this realized in the Nordic, respectively the Abolitionist Model.
This is the model we are committed to.
We also concur with the demands from the Survivors of Prostitution and Trafficking Manifesto which was read out in the European Parliament in 2005:
- Prostitution must be eliminated. Thus, it should not be legalized or promoted.
- Trafficked and prostituted women need services to help them create a future outside of prostitution, including legal and fiscal amnesty, financial assistance, job training, employment, housing, health services, legal advocacy, residency permits, and cultural mediators and language training for victims of international trafficking.
- Women in prostitution need governments to punish traffickers, pimps and men who buy women for prostitution and to provide safety and security from those who would harm them.
- Stop arresting women and arrest the perpetrators of trafficking and prostitution.
- Stop police harassment of women in prostitution and deportation of trafficked women.
- Prostitution is not “sex work,” and sex trafficking is not “migration for sex work.” Governments should stop legalizing and decriminalizing the sex industry and giving pimps and buyers legal permission to abuse women in prostitution.