Alle Artikel mit dem Schlagwort: Netzwerk Ella

Amnesty und die Prostitution

Gestern fand eine Veranstaltung im Leipziger Museum der Bildenden Künste statt, bei der wir Frauen vom Netzwerk Ella über Prostitution gesprochen haben. Dagegen wurde bereits im Vorfeld protestiert. Weil es anscheinend UNMÖGLICH und UNERTRÄGLICH ist, wenn prostituierte Frauen über Prostitution reden. Geht ja wirklich gar nicht! Eine Gruppe, die bei den Protestierenden (Berufsverband erotische und sexueller Dienstleistungen usw) dabei war, war AMNESTY. Amnesty möchte anscheinend nicht, dass Betroffene sprechen. Das wundert uns nicht, hat Amnesty uns Frauen in der Prostitution doch schon vor Jahren unter den Bus geworfen, als sie forderten, „Sexarbeit“ komplett zu entkriminalisieren und damit EXPLIZIT AUCH FREIERTUM, MENSCHENHANDEL UND ZUHÄLTEREI MEINTEN. Begründet haben sie das damit, dass jeder Mensch ein Recht auf Sex hätte und dass es DISKRIMINIERUNG wäre, Männern zu verbieten, sich diesen zu kaufen. Für uns hingegen ist klar: es gibt ein Recht auf die eigene Sexualität, aber es gibt kein Recht, jemanden dafür zur Verfügung gestellt zu bekommen. Und: wer dafür ist, dass Freier, Zuhälter und Menschenhändler straffrei bleiben, der ist nicht FÜR uns Prostituierte, sondern GEGEN UNS. Auch …

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Wo leben eigentlich Bordsteinschwalben?

Seit einigen Wochen läuft in Nürnberg die Kampagne „Nachfragen hilft“, die unter anderem die Frage aufwirft, „wo denn die Bordsteinschwalben leben“. Es stimmt, Nachfragen hilft. Was jedoch nicht hilft ist das Objektifizieren und Herabwürdigen von Frauen und Auffallen wollen um jeden Preis. Zoe und Marlen vom Netzwerk Ella haben daher einen Brief an Oberbürgermeister Dr. Maly und die SPD verfasst. Wir sind auf Feedback gespannt. Sehr geehrter Herr Maly, wir haben folgende „Quizfrage“ auf Plakaten und Postkarten in Ihrer Stadt gefunden: “Wo leben eigentlich die Bordsteinschwalben?” Als ehemalige Prostituierte stellen wir Ihnen gerne folgende Antwortmöglichkeiten zur Auswahl: a) Frauentorgraben b) Nachbarwohnung c) Hotel Wie meinen Sie, lautet die Antwort der Eltern, wenn ihnen diese vorformulierte Frage von Kindermund gestellt wird? Sie bringt Mütter, Väter, Kinder (die nicht verstehen, warum ihre Eltern gerade keine sinnvolle Antwort geben können), ggf. Lehrer und eigentlich alle Frauen in eine äußerst peinliche Situation. Kein Kind und nur die wenigsten Erwachsenen werden ihre Fragen an die genannte E-Mail-Adresse schicken. Die wenigsten Menschen werden sich durch diese provokant gestellte Frage tatsächlich mit …

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Brief an Frauenministerin Giffey

Nachdem die Praktikantin von Frauenministerin Giffey uns auf unseren Brief vom Valentinstag mit einem Statement geantwortet hat, das den Status quo der Gesetzeslage in der Prostitution verteidigt, habe ich eine ausführliche Antwort verfasst, um auf die Missstände in der Prostitution aufmerksam zu machen. Nun husch husch zur Post, Briefmarke kaufen und ab in den Kasten damit ! (S.) Sehr geehrte Frau Giffey, vielen Dank für die Antwort auf meinen Brief zum Valentinstag. Ich bin Sophie vom Netzwerk Ella, ich war 8 Jahre in der Prostitution, und ich möchte auf die von Ihrer Praktikantin übermittelte E-Mail antworten. Natürlich habe ich vom ProstSchG erfahren und finde dieses in Teilen auch gut. Es könnte wirklich eine Chance sein, ein wenig mehr gegen Menschenhandel vorzugehen, aber die Betonung liegt hier auf „ein wenig“. Denn in der Realität ist es so, dass keine prostituierte Frau sich gern anmelden möchte. Wir vom Netzwerk Ella sind ein Zusammenschluss sowohl von Aussteigerinnen, als auch von Frauen, die noch in der Prostitution sind und die meisten von uns empfinden das ProstSchG als eine Methode, …

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Was geschah, als ich meinen Ex wegen Zuhälterei anzeigte

Autorin: Marlene // Das erste Mal Kontakt mit der Polizei hatte ich während der Arbeit. Es war wie immer – ein Mann klingelte, ich öffnete die Tür, aber herein kam nicht nur er, sondern noch ein weiterer Kollege und zwei Damen. Hauptsächlich ging es ihnen darum, ob ich meinen Gewerbeschein dabei hätte, schließlich muss es in Deutschland selbst im Rotlicht geregelt zugehen. Zumindest, was die Steuern angeht- in anderen Bereichen sieht es schon schwieriger aus mit der „Hilfe“. Vor allem die Damen hatte ich als nett in Erinnerung, nachdem die erste Verwirrung wegen der seltsamen Situation verflogen war. Sie versuchten, mich in ein Gespräch zu verwickeln und herauszuhören, ob ich in einer Zwangslage wäre oder bei anderen Frauen im Haus etwas mitbekommen hätte. Natürlich verneinte ich, denn dass man mit der Polizei nicht spricht, wird dir im Milieu von Tag Eins eingebläut. Mein längerer Weg mit der Polizei begann erst später, als ich mich entschloss, aus der Prostitution auszusteigen und meiner Schwester um Hilfe bat. Sie fuhr sofort los zu mir und widersetzte sich meinem …

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Je jünger je lieber- pädophile Wünsche und Prostitution

Autorin: Mimi // Vor einigen Tagen fiel mir ein Artikel in Facebook auf, genauer gesagt war es ein Artikel von Salome Balthus. Frau Balthus beschreibt sich als Edelprostituierte und betreibt eine Agentur in einer deutschen Großstadt. Soweit, so gut.  Es ist völlig in Ordnung, und sie wird ihre Gründe haben. Allerdings stieß mir im Artikel etwas anderes auf, und veranlasste mich, genauer nachzulesen- und zu forschen. Dass Männer, die sich Frauen erkaufen, um sie sexuell zu benutzen, besonders und in einer großen Zahl auf sehr junge Frauen und Mädchen stehen, verwundert niemanden.  Es kann nicht jung genug sein, und ein Blick auf die Straßenstriche der Welt zeigt, dass viele Frauen in der Prostitution noch nicht mal ansatzweise nahe der Volljährigkeit sind. Auch hier in Deutschland sind immer jüngere Frauen gefragt, Frischfleisch für den Freier, ganz nach seinem Gusto. Frau Balthus schreibt in einem ihrer Artikel, wie sie mit einem ihrer Kunden zugange ist, ein strenger Mann, beruflich verortet im Gerichtssaal. Man möge denken, dass Männer- Richter und Anwälte in dem Falle, wenigstens bemüht sind, moralische …

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Prostitution: eine On/Off-Beziehung

Autorin: Stephanie // Ich ertrug den Ekel nicht mehr, die Freier nicht mehr, ihre unmöglichen und teilweise sehr dreisten Forderungen nicht mehr und überhaupt war mir beim Gedanken ans Anschaffen schon ganz anders. Ich versuchte meinen Schritt ins bürgerliche Leben und muss nun heute feststellen, dass dieser Weg ein langer wird und von vielen, sehr vielen Fallstricken begleitet wird. Zu Beginn versuchte ich es mit einem kleinen Job, eine einfache Tätigkeit. Das war gut, denn aufgrund meiner traumatischen Vergangenheit und meinen zeitweise depressiven Schüben bin ich nicht in der Lage, einen hochverantwortungsvollen Job anzunehmen und der Aufgabe entsprechend gerecht zu werden. Ich wollte also niedrig ansetzen und mich dann steigern, so der Plan. Einziger Wermutstropfen: die Bezahlung ist miserabel. Aber das wird schon, dachte ich. Frohen Mutes und unendlich dankbar nichtmehr 10 fremde Männer pro Tag sabbernd über meinen Körper verfügen lassen zu müssen, stürzte ich mich in die Arbeit und fand dort gut Anschluss, arbeitete auch viel und ohne zu murren weit über mein Stundensoll. Doch das Geld reichte nicht. Was also tun? Monatelang …

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