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Unaufgeforderte Stellungnahme zum Antrag der CDU/CSU Fraktion, Drucksache 20/10384,„Menschenunwürdige Zustände in der Prostitution beenden – Sexkauf bestrafen“

    Autorin: Pani K. //

    Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

    als Betroffene von Prostitution begrüße ich den Antrag der Fraktion der CDU/CSU und möchte die Möglichkeit nutzen, dazu Stellung zu nehmen. Wie Sie wissen, ist Prostitution seit 2002 in Deutschland legal und wird wie eine körpernahe Dienstleistung behandelt. Diese Gesetzgebung beruht auf der Annahme, dass eine gültige Einwilligung in sexuelle Handlungen auch innerhalb von Prostitution prinzipiell möglich sei. Ich möchte hier aufzeigen, weshalb diese Annahme nicht zutrifft und welche Folgen sie für Prostituierte hat.

    1. Rechtliche Lage

    Die Einwilligung in sexuelle Handlungen muss aus eigenem Antrieb, ohne Einfluss von Außen erfolgen. Sie muss vor der sexuellen Handlung persönlich und ausdrücklich mitgeteilt und zur Kenntnis genommen werden. Die erteilte Einwilligung muss während der gesamten sexueller Handlung fortbestehen und ist jederzeit frei widerruflich. Sind bei Widerruf negative Folgen zu befürchten oder zu erwarten, besteht keine Einwilligung. Sie kann sowohl spezifisch als auch bedingt sein und kann nicht nachträglich erteilt werden. [1]
    Einvernehmen heißt also: alle Beteiligten wollen das Gleiche und haben ihre gültige Einwilligung mitgeteilt. Das ist weder ein Kompromiss noch ein Deal.

    Eine Einwilligung ist jedoch ungültig wenn:
    1. Person nicht einwilligungsfähig ist (wegen Alkohol, Drogen, Schlaf etc.).
    2. Willensmangel vorliegt (wegen Irrtum, Täuschung etc.).
    3. Wissensmangel vorliegt (Was wird passieren? Welche Folgen können eintreten? etc.).
    4. Notlage ausgenutzt wird (Obdachlosigkeit, Hunger, Krankheit etc.).
    5. Nötigung vorliegt (Drohung, „willensbeugende“ Gewalt).
    6. Zwang vorliegt (Gewaltanwendung, „willensbrechende“ Gewalt).
    7. Unverfügbares Recht betroffen ist (Leben, körperliche Unversehrtheit, Freiheit etc.). [2]

    Einvernehmen in nichtkommerzieller Sexualität ist faktisch etwas ganz anderes als in ihrer kommerziellen Variante, wo Einwilligung bloß Teil des Deals ist. Jeder oben genannte Fall ungültiger Einwilligung ist alltägliche Realität und Usus in der Prostitution. Sexuelle Handlungen gegen Entgelt sind das komplette Gegenteil einer einvernehmlichen Sexualität. Das bestätigt auch der Bericht der Sonderberichterstatterin Reem Alsalem. [3]

    In aller Klarheit: Konsens kann beim bezahlten Sex, auch „Paysex“ genannt, nicht vorliegen, denn
    – beteiligte Personen wollen nicht das Gleiche;
    – bereits das Angebot des Entgelts beeinflusst die freie Willensbildung;
    – eine Verweigerung wie auch ein Widerruf der Einwilligung haben für die bezahlte Person negative Folgen.
    Der Freier will Sex, die Prostituierte will Geld – das ist kein Konsens, das ist kommerzialisierte Vergewaltigung.

    Ferner ist jede Einwilligung in Prostitution prinzipiell ungültig, da hier allgemeine unveräußerliche Menschen-Rechte betroffen sind
    – Prostitution verletzt die Menschen-Würde. [4]
    – Prostitution ist faktisch der Folter gleich, die wiederholt geschieht und oft langandauernd ist – es geht um kommerzialisierte systematische Vergewaltigungen, die staatlich geduldet werden oder gar legalisiert sind. Systematische Vergewaltigungen sind wie jede andere Form von grausamen, unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung und Folter absolut und ohne Ausnahme verboten. [5]
    Kein Mensch kann vertraglich auf eigene Menschen-Würde verzichten oder in Folter einwilligen!

    Das deutsche Gesetz aber definiert Prostitution als eine sexuelle Dienstleistung, und Prostituierte als Personen, die sie erbringen. [6] In der Prostitution werden die Einwilligungs-Unfähigkeit oder Ausnutzung einer Notlage ignoriert. Obwohl Prostituierte ihre Einwilligung nicht ohne negative Folgen verweigern oder widerrufen können, wird keine Nötigung erkannt. Auch die willensbeugende Einflussnahme mittels Entgelt wird nicht als Nötigung gewertet. Ein Willensmangel wird ebenso nicht erkannt, trotz obligatorischer extrinsischer Motivation durch Entgelt. Hier wird vom Gesetzgeber mit zweierlei Maß gemessen – je nachdem, ob sexuelle Handlungen mit oder ohne Bezahlung stattfinden. Das Entgelt verwandelt Nötigung und Gewalt in eine Dienstleistung.

    2. Entwicklung seit 2002

    In Deutschland wird Sexkauf immer noch hingenommen und alle Bemühungen und Fortschritte anderer Länder bei seiner Bekämpfung werden diskreditiert und geleugnet. Hier wurde Vergewaltigung gegen Entgelt in Dienstleistung umbenannt, während unveräußerliche Menschen-Rechte zu einer Frage des individuellen Verhandlungs-Geschicks verkommen. Folter wurde legalisiert und wird verwaltet, besteuert und überall beworben – sogar mit Sklavinnen. [7] Hier wurden Vergewaltigungs-Anstalten subventioniert, denn genau das sind die unzähligen Bordelle inmitten deutscher Städte. [8]
    Es gab bereits Gerichts-Urteile, die Prostituierte zu Zahlung von Auflagen in Höhe von 500 Euro verpflichteten, weil Freier mit der bezahlten „Dienstleistung“ nicht zufrieden waren. [9] Sowie Jobcenter, die unter Androhung finanzieller Sanktionen, arbeitslose Frauen zu dieser „Arbeit“ zwangen.

    Prostitution ist normalisiert: Man berichtet von „14-Jährigen, die sich aus eigenem Entschluss prostituieren“ [10] oder von Morden an Prostituierten, die „regelrecht zu Tode gequält“ wurden [11] – ohne breiten zivilen Aufschrei oder ernste politische Konsequenzen. Die Nachfrage nach Prostitution ist explodiert: etwa 27% der Männer haben bereits für Sex bezahlt, in der Altersgruppe der 46- bis 55-Jährigen – sogar 33,5%, also jeder Dritte. Die Befragten berichten über „ihren bezahlten Sex überwiegend als Vaginalverkehr in inländischen Bordellen“. [12] Auch Sex-Tourismus nach Deutschland boomt, was der Bundesrepublik den unrühmlichen Titel „Deutschland – Bordell Europas“ eingebracht hat.

    Es ist empörend, dass in allen Gremien und bei allen öffentlichen Anhörungen zum Thema Prostitution auch Profiteure aus Prostitution Dritter und ihre Handlanger als Experten eingeladen und gehört werden. Es ist beschämend, dass Deutschland durch Steuern, inklusive der kommunalen „Vergnügungs-Steuer“, vom Blutgeld der Prostituierten profitiert und zu einem Zuhälter-Staat wurde. [13]. Und es ist in höchstem Maße fatal, dass in allen politischen Gremien Freier als Entscheidungs-Träger und als Abgeordnete über das Schicksal von prostituierten Menschen mitbestimmen dürfen. Es ist ein Politikum: Wer Gesetze zu Prostitution macht, darf nicht selbst zu Prostituierten gehen oder von Prostitution Dritter profitieren! [14]

    Seit der Legalisierung im Jahr 2002 sind mindestens 110 Frauen in der deutschen Prostitution gewaltsam gestorben. [15] Da hauptsächlich ausländische Frauen als Prostituierte in Deutschland tätig sind, sind viele von ihnen auch Mütter. Wenn diese Frauen sterben, bleiben ihre Kinder oft allein zurück…
    Die aktuelle Gesetzgebung kann nicht verhindern, dass deutsche Prostitution weitere Gewaltopfer und Waisenkinder zur Folge hat. Und je länger diese akzeptierende Haltung gegenüber Sexkauf anhält, desto mehr Schaden tragen Prostituierte davon, desto mehr Leben und Familien werden zerstört – in Deutschland und im Ausland… Auch die bis Juli 2025 erwarteten Ergebnisse der Evaluation des Prostituierten-Schutzgesetzes (ProstSchG) werden daran nichts ändern. [16]
    „Dies sollte dem Gesetzgeber Anlass genug sein, eine substanzielle Änderung der Gesetzeslage herbeizuführen, denn seit der Reglementierung von Prostitution im Jahre 2002 trägt der deutsche Gesetzgeber einen erheblichen Anteil an den Gefahren für Leib und Leben der Menschen in der Prostitution und persistiert die Möglichkeit von Grundrechtsverletzungen durch Dritte. Der Staat kommt seinen Gewährleistungspflichten für die Grundrechte in der Prostitution auch mit dem ProstSchG in keiner Weise ausreichend nach.“ [17]

    In Wirklichkeit braucht es keine ausgeklügelte juristische Argumentation in dieser Debatte. Als Frau aus Prostitution kann ich sicher bezeugen: Prostituierte wollen in aller Regel keinen Sex mit Freiern. Das bestätigen sogar die Freier selbst. [18] Ob eine Einwilligung in sexuelle Handlungen gegen Entgelt hypothetisch gültig sein kann, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist doch nur: Dürfen Freier das tun, was sie in der Prostitution tun? Dürfen Menschen das, was beim Sexkauf tagtäglich geschieht, grundsätzlich einander zumuten oder widerstandslos hinnehmen?
    Darauf kann ich als Betroffene von Prostitution nur eins antworten: Nein, kein Mensch darf das!
    Niemand darf die Freiheit haben, sich ein Ja zu kaufen. Kein Freier darf sich von eigener Verantwortung freisprechen oder von eigenen Verbrechen freikaufen. Freier sind Verbrecher und gehören bestraft, doch der deutsche Staat lässt sie gewähren. Das was hier seit 22 Jahren geschieht, muss als „Verfassungsbruch in Permanenz“ bezeichnet werden! [19]

    3. Ausblick und Empfehlung

    Die aktuelle Situation der Prostituierten in Deutschland erfordert schnelles Handeln für die gesamte Bundesrepublik, auf allen Ebenen. Denn es gibt bereits erprobte Lösungen und Deutschland ist in der glücklichen Lage, von den Erfahrungen anderer europäischer Länder, wie Schweden, Island oder Frankreich, profitieren zu können. Ein Sexkauf-Verbot allein reicht sicher nicht aus – das System Prostitution kann nur mit einem systemischen Ansatz, dem Gleichstellungs-Modell, abgeschafft werden. [20] Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte von 2024 bestätig klar die Rechtmäßigkeit dieses Modells zum Umgang mit Prostitution als konform mit anerkannten Menschenrechts-Normen. [21]
    Deutschland braucht eine moderne Gesetzgebung, die sowohl die Menschen-Rechte als auch die Gleichstellung der Geschlechter achtet und gewährleistet. Eine Gesetzgebung, die den europäischen und internationalen Anstrengungen im Kampf gegen Menschen-Handel, Sexismus, Frauenhass und sexuelle Gewalt gerecht wird.

    Insbesondere die erfolgreiche Einstiegs-Prävention ist auf lange Sicht strategisch entscheidend – noch bevor der Schaden angerichtet wurde. Deutschland muss die Wurzel des Problems erkennen und dagegen angehen: Ohne das Geld der Freier kann das System der Prostitution nicht existieren! Die beste Prävention der Prostitution und sexueller Ausbeutung lautet daher: Nachfrage bekämpfen.
    Die Hilfen für Prostituierte müssen mehr als Entkriminalisierung und menschenwürdige Alterativen zur Existenz-Sicherung beinhalten. Diese kommerzialisierte, systematische und immanente Gewalt in der Prostitution muss als grausame Behandlung und Folter anerkannt werden – auch in Deutschland.
    Sexuelles Vergnügen kann nicht rechtfertigen, dass dafür Menschen leiden oder sterben müssen. Nichts kann diese Verbrechen entschädigen oder umdefinieren. Solange Freier gegen Entgelt vergewaltigen dürfen, sind alle Frauen und Mädchen weder frei noch gleichwertig noch sicher. Solange der Zugang zum Körper eines Menschen legal gekauft werden darf, ist jeder Mensch bloß ein Handels-Objekt. Prostitution muss gleich Sklaverei und Folter abgeschafft werden. Deutschland muss aussteigen – endlich aussteigen aus dem System Prostitution!

    4. Persönliches Zeugnis

    Abschließend möchte ich auf meine Biografie eingehen, da sie typisch für Prostitution ist und exemplarisch für viele Schicksale von prostituierten Frauen in Deutschland steht.
    Ich bin aufgewachsen in Osteuropa, lebe in Deutschland, bin voll erwerbsunfähig und chronisch krank: komplexe PTBS, Dissoziation, Depression, Schlafstörungen… Mit 16 Jahren erfuhr ich die erste Vergewaltigung, mit 17 wurde ich in Prostitution gedrängt, mit 30 war ich gebrochen und nicht mehr „vermarktbar“. Prostitution habe ich in Osteuropa, Türkei und Deutschland ausgeübt: auf der Straße, in Hotels, Wohnungen, Clubs, Studios und als Escort. Ich habe die Welt des Sex-Industrie in vielen Facetten erlebt: vom Straßen-Strich bis SM-Studio, mit Zuhältern und ohne, selbstbestimmt und erzwungen. Ich wurde angeworben, gehandelt, bedroht, erpresst, verhaftet, verfolgt, inhaftiert, gefoltert, interniert, deportiert, fast in die Sklaverei verkauft – und immer wieder vergewaltigt. Es waren mehr als 300 Vergewaltigungen. Ich sage „mehr als“, weil ich bei 300 aufgehört habe zu zählen…

    Manche Täter hatten Messer oder Waffen, andere nutzten Zwang oder Gewalt. Nur einmal wehrte ich mich, Selbstverteidigung bedeutete bloß noch mehr Gewalt, größeren Schmerz und akute Lebensgefahr. Der ersten versuchten Vergewaltigung mit 14 Jahren konnte ich entkommen. Nach der Vergewaltigung mit 16 wurde ich schwanger, der Schule verwiesen, zu Abtreibung gezwungen, ein „gefallenes Mädchen“ und wertlos.

    Eine Vergewaltigung ist absolute Ohnmacht und überwältigende Todesangst. Ein Anderer verfügt über mich, ergreift meine intimsten Stellen, wütet in mir drin – es ist wie eine Explosion von innen. Ich bin in mir drin schutzlos, bin restlos ausgeliefert, muss alles ertragen und stumm sein – ein Gefühl wie Ertrinken in Schmerz. Es gibt kein Versteck, keinen Fluchtweg, keine Rettung. Die einzige Möglichkeit diesem Grauen zu entkommen ist „abschalten“ – es ist wie sterben – die Seele verlässt das gepeinigte Fleisch, das Bewusstsein spaltet sich ab und das Licht geht wörtlich aus. Man ist wie tot…
    Eine Nahtod-Erfahrung ist für viele Menschen nicht nur ein Trauma, sondern eine Zäsur im Leben. Danach ist man ein anderer Mensch, nichts mehr ist, wie es war. Nach mehr als 300 Nahtod-Erfahrungen durch Vergewaltigung bin ich nicht sicher, ob ich wirklich noch lebe. Ich fühle mich oft wie tot und wundere mich, dass mein Körper sich bewegt oder etwas spürt. Lebendig tot – so nenne ich das…
    Das zu überleben bedeutet: Sich erinnern müssen – an das Unerträgliche. Es bedeutet: Mit dem Schmerz leben müssen, der im Körper gespeichert bleibt. Die Angst aushalten müssen, dass Gewalt wieder angetan wird. Und Schuld ertragen müssen – dafür, dass man überlebt hat, aber die anderen nicht… All die anderen Frauen, die neben mir vergewaltigt wurden, die geweint und sich gewehrt hatten, die bewusstlos wurden, die nie wieder zurück kamen. Sie hätten es verdient, zu überleben. Sie hätten dieses Glück haben sollen – stattdessen hatte ich es. Ich fühle mich schuldig – weil ich noch da bin. Und ich verzweifle, weil ich mich an ihre Namen nicht erinnere. Ich würde ihrer so gerne gedenken…

    Ich wurde oft nach meinem „Ausstieg“ gefragt, so als ob man aus der Gewalt oder Armut einfach aussteigen könnte. Diesen selbstbestimmten Ausstieg gab es bei mir nicht. Ich war einfach nicht mehr vermarktbar – konnte es nicht mehr ertragen, von Freiern angefasst zu werden – man nennt es „kaputt-gefickt“… Ich wusste nicht, dass es Hilfen für Prostituierte gibt, habe allein versucht irgendwie zu überleben. Doch Überleben ist lediglich der erste Schritt auf dem Weg zurück ins Leben…
    Und dann der banale Alltag: Alles ist eine Herausforderung, die Panik und Krisen auslösen kann. Ich fühle mich nie sicher, wenn Menschen in der Nähe sind. Und ich merke die Hilflosigkeit der Helfer – sie leiden darunter, wenn sie nicht helfen können. Doch Respekt vor dem Schmerz ist auch eine Hilfe, manchmal die einzig mögliche… Eine einzige Vergewaltigung kann reichen, um einen Menschen für immer zu brechen, man ist für sein Leben gezeichnet – versehrt. Nach jeder Vergewaltigung bin ich in unzählige Scherben zerbrochen. Risse, Narben, Scherben – das wird nie wieder ganz und heil. Damit weiter zu leben ist große Herausforderung.

    Vergewaltigung bleibt immer Gewalt – ob mit oder ohne Entgelt. Täglich vergewaltigt zu werden ist Folter – kein Geld der Welt kann das ändern. Ich wollte keinen Sex mit den Freiern, sondern Geld – Geld für Zuhälter, Bordell-Betreiber, Hotel-Besitzer, Polizisten, Ärzte – und auch für meine Familie. Ich wollte, dass meine Schwester das niemals ertragen muss, was ich ertrug. Und dass auch ich es nicht ertragen muss – nie wieder – aber ich konnte mir ein Nein nicht leisten. Das Geld war für mich ein Knebel – mein Widerwille und Widerstand wurden damit erstickt. Kommerzialisierte Gewalt ist keine Dienstleistung. Vergewaltigung gegen Entgelt ist keine Arbeit. Das Entgelt dafür – Blutgeld – ist kein Arbeitslohn. Das kann ich gut beurteilen, ich musste es lange ertragen… Doch ich wurde nicht als Gewaltopfer anerkannt. Begründung: Das sei eben das Berufs-Risiko.
    Ich habe nie Anzeige erstattet, es gab keine Zeugen oder sie sind weg, die Täter sind unbekannt. Die Erinnerung ist durch das Trauma abgespalten und qualvoll. Das hat genügt um vor dem Staat nicht als Opfer zu gelten und keine Entschädigung zu bekommen. Für mich gibt es somit weder Würde noch Gerechtigkeit. Das Tag für Tag auszuhalten, ist entwürdigend.

    Kein Mensch soll das ertragen müssen, was mir angetan wurde. Freier und Zuhälter müssen gestoppt und bestraft werden. Prostitution muss als Verbrechen gegen die Menschen-Würde und die Menschlichkeit gelten. Denn es betrifft alle Menschen – jeden Tag!

    Mit freundlichen Grüßen
    Pani K.
    Betroffene von Prostitution, Mitfrau im Netzwerk Ella

    © Pani K. – 2024

    Quellen:
    [1] What is Consent?, in TAP808, https://www.tap808.org/consent, abgerufen am 17.09.2024.
    [2] Einverständnis und Einwilligung, in Juracademie, https://www.juracademy.de/strafrecht-at1/einverstaendnis-einwilligung.html, abgerufen am 17.09.2024.
    [3] Alsalem: Prostitution and violence against women and girls, Report of the Special Rapporteur on violence against women and girls, its causes and consequences, 07.05.2024, in United Nations Digital Library, https://digitallibrary.un.org/nanna/record/4049148/files/A_HRC_56_48-EN.pdf?withWatermark=0&withMetadata=0&version=1&registerDownload=1, abgerufen am 17.09.2024.
    [4] Vereinte Nationen: Konvention zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution anderer, 02.12.1949, https://www.un.org/depts/german/uebereinkommen/ar317-iv.pdf, abgerufen am 17.09.2024.
    [5] Was ist Folter?, in Amnesty International, Schweizer Sektion, https://www.amnesty.ch/de/themen/folter/zahlen-fakten-und-hintergruende/was-ist-folter, abgerufen am 17.09.2024
    [6] Prostituiertenschutzgesetz, § 2 Begriffsbestimmungen, in Kraft getreten am 01.07.2017, https://www.gesetze-im-internet.de/prostschg/__2.html, abgerufen am 17.09.2024.
    [7] Sklavinnenstudio Abenteuerland Subkultur, https://abenteuerlandsubkultur.de/sklavinnenstudio/, abgerufen am 17.09.2024.
    [8] König: Keine Corona-Hilfen für zwielichtige Bordelle, 02.12.2020, in CDA, https://www.cda-bund.de/aktuelles/dagmar-koenig-keine-corona-hilfen-fuer-zwielichtige-bordelle/, abgerufen am 17.09.2024.
    [9] Gleich: Kein Orgasmus: Freier verklagt Prostituierte, 13.02.2020, zuletzt aktualisiert 03.03.2023, in ZVW, https://www.zvw.de/lokales/winnenden/kein-orgasmus-freier-verklagt-prostituierte_arid-148075, abgerufen am 17.09.2024; Mau: Der Staat als Zuhälter, 26.02.2020, in Kontext Wochenzeitung, https://www.kontextwochenzeitung.de/debatte/465/der-staat-als-zuhaelter-6533.html, abgerufen am 17.09.2024.
    [10] Lumpe: Wuppertal: Freiwillig in die Prostitution mit 14?, 20.11.2023, in WDR, https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/ermittlungen-jugendliche-zuhaelter-prostitution-wuppertal-100.html, abgerufen am 17.09.2024.
    [11] SWR: Mord in Koblenz: Prostituierte grausam getötet, 30.11.2023, https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/mord-ermittlung-koblenz-rauental-frau-gequaelt-100.html, abgerufen am 17.09.2024.
    [12] Janson: Rund ein Viertel der Männer haben bereits für Sex bezahlt, 11.11.2022, in Statista, https://de.statista.com/infografik/28711/anteil-der-maenner-die-bereits-fuer-sex-bezahlt-haben/, abgerufen am 17.09.2024
    [13] Deutscher Bundestag: Kurzinformation Steuerliche Behandlung der Prostitution in Deutschland (2020), https://www.bundestag.de/resource/blob/806906/89edcd3a4a1bcf0c870f13276974769d/WD-4-116-20-pdf-data.pdf, abgerufen am 17.09.2024.
    [14] Kahlweit: Der Skandal hinter der Affäre, 25.06.2003, zuletzt aktualisiert am 19.05.2010, in SZ, https://www.sueddeutsche.de/politik/zwangsprostitution-der-skandal-hinter-der-affaere-1.886868, abgerufen am 17.09.2024.
    [15] Schon: Ausverkauft! Prostitution im Spiegel von Wissenschaft und Politik (2021), S. 348-349.
    [16] BMFSFJ: Aktuelle Meldung: Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes beginnt, https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/evaluation-des-prostituiertenschutzgesetzes-beginnt-199312, abgerufen am 17.09.2024.
    [17] Mack, Rommelfanger: Sexkauf. Eine rechtliche und rechtsethische Untersuchung der Prostitution (2023), S. 187.
    [18] Farley, Kleine, Neuhaus, McDowell, Schulz, Nitschmann: Männer in Deutschland, die für Sex zahlen –
    und was sie uns über das Versagen der legalen Prostitution beibringen (2022), https://prostitutionresearch.com/wp-content/uploads/2022/11/Freier-Germany-11-8-22.pdf, abgerufen am 17.09.2024; Projekt „Die Unsichtbaren Männer – Zitate von Männern, die Frauen kaufen.“, https://dieunsichtbarenmaenner.wordpress.com/, abgerufen am 17.09.2024.
    [19] Seidel: Gleichstellungsbeauftragte sieht „Verfassungsbruch in Permanenz“, 15.01.2019, in kreiszeitung.de, https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/diepholz-ort28581/diepholz-interview-gleichstellungsbeauftragten-christina-runge-11232184.html, abgerufen am 17.09.2024.
    [20] Entschließung des Europäischen Parlaments 2013/2103(INI), 26.02.2014, https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-7-2014-0162_DE.html, abgerufen am 17.09.2024; Entschließung des Europäischen Parlaments 2022/2139(INI), 14.09.2023, https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2023-0328_DE.html, abgerufen am 17.09.2024.
    [21] Tagesschau: EGMR bestätigt Frankreichs Sexkaufverbot, 25.07.2024, https://www.tagesschau.de/ausland/europa/egmr-urteil-sexkauf-100.html, abgerufen am 17.09.2024.

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