Alle Artikel mit dem Schlagwort: Freier

blame rapists not victims

Autorin: Emilia Elle Ich war “schon” sechzehn als es das erste Mal passierte… Ich stand “ganz freiwillig” in Frankfurt am Main auf dem Straßenstrich der Kaiserstraße… Es war der Tag, an dem ich mich das erste Mal prostituierte. Aber es war mir irgendwie gefühlsmäßig nicht fremd.. Da war wieder die Angst erdrückt zu werden, da war wieder diese Leere in die ich mich flüchtete, sah die ganze Szenerie von oben… Ich war das nicht, die da nackt und klein und hilflos unter dem schweren Männerkörper lag. Nein das war ich nicht, das war jemand anderes… Und da war dieser Ekel und die Hoffnung, dass es gleich vorbei ist. Ich kniff die Augen fest zusammen und diese massive Gewalteinwürkung auf meinen kleinen, zerbrechlichen Körper dauerte und dauerte… Gleich bin ich erlöst dachte ich… Und wieder diese schmerzhaften Stöße. Eine Träne lief über mein Gesicht und ich versuche ihm nicht in die Augen zu schauen, denn ich weiß ganz genau was ich darin sehe… Ich kenne dieses Gefühl benutzt zu werden, ich kenne die Scham und den …

Weiterlesen ...

Ein Job wie jeder andere

Autorin: Ana // Als Hure betrügt man nicht, denn man verkauft nur seine Dienstleistung- die Ware die jeder will. Seinen eigenen Körper. Männer wollen mich. Freier wollen meinen Körper. Freier wollen nur ficken. Und das ist okay. Denn es ist nur ein Job. Es ist mein Job mich demütigen zu lassen, mich schlagen zu lassen, fremde Arschlöcher zu lecken und mich begrapschen zu lassen. Der Schwanz muss tiefer rein. Am besten so, dass ich keine Luft mehr bekomme. Denn wenn ich keine Luft mehr bekomme, herrscht für einen Moment Stille. Die Verbindung zu mir, meinem Körper und dem was gerade passiert, ist verloren. Ich hänge zwischen stöhnen und dissoziieren fest während er mich von hinten fickt. Immer wenn ich gerade sicher in mir selbst bin und weit weg von seiner Wohnung, fällt mir auf dass ich nicht mehr stöhne und er merken könnte, dass etwas nicht stimmt, dass es mir vielleicht sogar keinen Spaß macht. Aber es macht mir ja Spaß. Es ist ja mein Job. Aber sobald ich wieder stöhne, reißt mich das aus …

Weiterlesen ...

Was geschah, als ich meinen Ex wegen Zuhälterei anzeigte

Autorin: Marlene // Das erste Mal Kontakt mit der Polizei hatte ich während der Arbeit. Es war wie immer – ein Mann klingelte, ich öffnete die Tür, aber herein kam nicht nur er, sondern noch ein weiterer Kollege und zwei Damen. Hauptsächlich ging es ihnen darum, ob ich meinen Gewerbeschein dabei hätte, schließlich muss es in Deutschland selbst im Rotlicht geregelt zugehen. Zumindest, was die Steuern angeht- in anderen Bereichen sieht es schon schwieriger aus mit der “Hilfe”. Vor allem die Damen hatte ich als nett in Erinnerung, nachdem die erste Verwirrung wegen der seltsamen Situation verflogen war. Sie versuchten, mich in ein Gespräch zu verwickeln und herauszuhören, ob ich in einer Zwangslage wäre oder bei anderen Frauen im Haus etwas mitbekommen hätte. Natürlich verneinte ich, denn dass man mit der Polizei nicht spricht, wird dir im Milieu von Tag Eins eingebläut. Mein längerer Weg mit der Polizei begann erst später, als ich mich entschloss, aus der Prostitution auszusteigen und meiner Schwester um Hilfe bat. Sie fuhr sofort los zu mir und widersetzte sich meinem …

Weiterlesen ...

Wie Freier prostituierte Frauen ansprechen, um ins Geschäft zu kommen

Autorin: Anthonia //   Während ihrer Tätigkeit als Escort traf unsere Mitfrau und Aussteigerin Anthonia die  Freier in der Regel in 4- oder 5-Sterne-Hotels.  Ihre Zielgruppe waren gut situierte Geschäftsmänner, eine Zielgruppe, die sie in der Hoffnung auf einen respektvollen Umgang anvisiert hatte. Den Prozess der Kontaktaufnahme beschreibt sie folgendermaßen: „Auch wenn es in erster Linie die körperliche Nähe zu und die unliebsamen Wünsche von  fremden Männern  waren, die mich traumatisierten, so waren bereits die im Vorfeld notwendigen Email-Kontaktaufnahmen zu vielen der Freiern verbale Vergewaltigungen oder Beleidigungen. Stets musste ich mich mühselig durch viele demütigende und mit abstoßenden Details gespickte Zuschriften durcharbeiten, die ich als Antwort auf meine  Anzeige erhalten hatte. Der Inhalt dieser Emails traf mich bis ins Mark, so dass ich während dieses Vorgangs  bereits dissoziierte.“ Anthonia hat sich entschlossen, uns einige dieser Zuschriften  für eine anonymisierte Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen.  Denn sie reflektieren, welches Frauenbild Freier haben und geben Aufschluss über die Natur von Prostitution und Freiern. Sie zeigen,  was und wen Betroffene tagtäglich über sich ergehen lassen müssen. Bei diesen …

Weiterlesen ...

Je jünger je lieber- pädophile Wünsche und Prostitution

Autorin: Mimi // Vor einigen Tagen fiel mir ein Artikel in Facebook auf, genauer gesagt war es ein Artikel von Salome Balthus. Frau Balthus beschreibt sich als Edelprostituierte und betreibt eine Agentur in einer deutschen Großstadt. Soweit, so gut.  Es ist völlig in Ordnung, und sie wird ihre Gründe haben. Allerdings stieß mir im Artikel etwas anderes auf, und veranlasste mich, genauer nachzulesen- und zu forschen. Dass Männer, die sich Frauen erkaufen, um sie sexuell zu benutzen, besonders und in einer großen Zahl auf sehr junge Frauen und Mädchen stehen, verwundert niemanden.  Es kann nicht jung genug sein, und ein Blick auf die Straßenstriche der Welt zeigt, dass viele Frauen in der Prostitution noch nicht mal ansatzweise nahe der Volljährigkeit sind. Auch hier in Deutschland sind immer jüngere Frauen gefragt, Frischfleisch für den Freier, ganz nach seinem Gusto. Frau Balthus schreibt in einem ihrer Artikel, wie sie mit einem ihrer Kunden zugange ist, ein strenger Mann, beruflich verortet im Gerichtssaal. Man möge denken, dass Männer- Richter und Anwälte in dem Falle, wenigstens bemüht sind, moralische …

Weiterlesen ...

Prostitution als “Schauspiel”

Autorin: Anthonia //   Wenn die Tätigkeit Prostitution von Befürworter*innen derselben in der Öffentlichkeit dargestellt wird, wird sehr häufig der Vergleich zwischen Prostitution und  professioneller Schauspielerei erklärend hinzugezogen. Die Frage, wie eine Frau/ein Mensch den sexuellen Kontakt mit so vielen wechselnden Partnern bewältigt, wird damit beantwortet, dass im Umgang mit Freiern ja nur eine Illusion hergestellt werde,  die Frau schlüpfe dabei gekonnt in verschiedene Rollen und spiele mit Identitäten. Dadurch entsteht der Eindruck, es handele sich dabei demnach  “lediglich” um Schauspielerei, und die eigene Sexualität und Seele bliebe durch die dadurch hergestellte Distanz somit unberührt.  Diese Vergleiche lassen Prostitution irgendwie harmlos, gar interessant erscheinen. “Ach so, ist ja nur Schauspielerei, und Schauspielerei ist ja eine Kunst, das ist ja dann nicht so schlimm für die Prostituierte, ist doch toll und kreativ, das macht bestimmt Spaß”,  kann man(n) daraus schlussfolgern … Deshalb möchte ich nun mit diesem Mythos aufräumen. Während meiner Zeit als Prostituierte war mein gesamter “Auftritt” während des Treffens mit einem Freier zwar meist gespielt, dieser Akt war aber  nicht mit der wundervollen Tätigkeit …

Weiterlesen ...

stream of consciousness // DONA CARMEN und was sonst so schiefläuft

Autorin: Sophie // Disclaimer: Netzwerk Ella besteht aus Frauen, die in der Prostitution waren oder noch sind. Bei uns ist weltanschaulich und religiös vieles vertreten – Atheistinnen, Sozialistinnen, Kommunistinnen, aber auch Christinnen. Wir verstehen uns als unabhängige Interessenvertretung für Frauen aus und in der Prostitution. Einzelmeinungen über Glauben, Politik usw. abseits der Abolition geben nicht die Meinung der ganzen Gruppe wider, weil wir dahingehend bunt gemischt sind. Uns eint das Ziel der Abschaffung der Prostitution.   Feminismus ist, wie ich bereits festegestellt habe, ein schwer definierbarer Begriff. Auf einem meiner T-shirts steht “Feminism – the radical notion that women are people”. Für mich bedeutet das, dass Frauen Menschenrechte verdienen. Für alle Menschen soll es also dieselben Rechte geben. Dazu gehört auch das Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Dieses ist sogar durch den allerersten Artikel unseres Grundgesetzes geschützt: “GG Art 1 §§ (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.” Das klingt toll und wird in Deutschland wahrscheinlich auch besser umgesetzt, als beispielsweise in der dritten …

Weiterlesen ...

Prostitution: eine On/Off-Beziehung

Autorin: Stephanie // Ich ertrug den Ekel nicht mehr, die Freier nicht mehr, ihre unmöglichen und teilweise sehr dreisten Forderungen nicht mehr und überhaupt war mir beim Gedanken ans Anschaffen schon ganz anders. Ich versuchte meinen Schritt ins bürgerliche Leben und muss nun heute feststellen, dass dieser Weg ein langer wird und von vielen, sehr vielen Fallstricken begleitet wird. Zu Beginn versuchte ich es mit einem kleinen Job, eine einfache Tätigkeit. Das war gut, denn aufgrund meiner traumatischen Vergangenheit und meinen zeitweise depressiven Schüben bin ich nicht in der Lage, einen hochverantwortungsvollen Job anzunehmen und der Aufgabe entsprechend gerecht zu werden. Ich wollte also niedrig ansetzen und mich dann steigern, so der Plan. Einziger Wermutstropfen: die Bezahlung ist miserabel. Aber das wird schon, dachte ich. Frohen Mutes und unendlich dankbar nichtmehr 10 fremde Männer pro Tag sabbernd über meinen Körper verfügen lassen zu müssen, stürzte ich mich in die Arbeit und fand dort gut Anschluss, arbeitete auch viel und ohne zu murren weit über mein Stundensoll. Doch das Geld reichte nicht. Was also tun? Monatelang …

Weiterlesen ...

Vom Umgang mit (ehemals) prostituierten Frauen

Autorin: Susan // Die emotional aufgeladene Debatte über Prostitution in Deutschland und die aus dem Juli 2017 stammende Gesetzesnovelle schlägt in der Medienlandschaft hohe Wellen. Dies hat nicht selten zur Folge, dass im Fernsehen, Radio oder bei Vorträgen und Tagungen Menschen eingeladen werden, die im engeren und weiteren Sinne mit Prostitution zu tun haben. Hierbei handelt es sich oft um PolitikerInnen, SozialarbeiterInnen, ZuhälterInnen und andere Profiteure der Sexbranche. Auch gibt es öfter den Wunsch, ehemalige prostituierte Frauen einzuladen und mit Ihnen zu sprechen, ihre Stimme zu hören. Das ist grundsätzlich begrüßenswert, sind es doch genau diese Frauen, die aus dem Leben in der Prostitution berichten können. Sie sind Überlebende und Expertinnen und somit für diese Debatte unverzichtbar. Leider ist der Umgang mit ehemaligen prostituierten Frauen nicht immer so, wie es dem Umstand gerecht würde. Frauen, welche die Sexbranche lebend verlassen haben, ausgestiegen sind aus einem System, das viele Opfer fordert und niemanden unbeschadet zurücklässt, haben im bürgerlichen Leben oft Probleme. Sie sind auf Therapien angewiesen, leben an der Armutsgrenze und sind oft mehrfach traumatisiert. Die …

Weiterlesen ...

Das neue Prostituiertenschutzgesetz und seine Umsetzung im Land Sachsen

Autorin: Susan // Da in diesen Tagen eine Anhörung im Landtag zu Dresden bezüglich des neuen Gesetzes stattfindet, fühle ich mich bemüßigt, einmal etwas zu schreiben. Ich selbst arbeite in diversen Bundesländern, unter anderem gern und oft in Sachsen (Chemnitz, Plauen, Leipzig) und Nordrhein- Westfalen (Köln, Bonn). Mein aktueller Text bezieht sich auf das Land Sachsen. Die pünktliche Umsetzung hat das Land längst verschlafen, ähnlich wie die Bundesländer Thüringen und Sachsen- Anhalt weiß man scheinbar nicht so recht, wohin mit diesem Thema und der Verantwortung. Klar ist nur eines: die Anmeldegebühr für ihre eigene, größtenteils kritisch gesehene und unwillkommene Registrierung müssen die Prostituierten natürlich selbst tragen. Nicht genug, dass der Staat mit Steuern jeglicher couleur schon gut an uns verdient, nein, Prostituierte sollen für ihren eigenen Schutz auch zahlen. Ähnlich wie in einem Laufhaus, wenn der Freier dich würgt und du den Notknopf drückst, damit ein breitschultriger Security dich aus deiner lebensgefährlichen Lage befreit. Nicht, dass das umsonst wäre. Keineswegs. Für diese Lebensrettung sind Gebühren fällig.

Weiterlesen ...