Texte
Kommentare 1

Warum sind Freier Arschlöcher? -Teil 3:

    Autorin: Marlene //

    Bereits vor einem Jahr kamen andere Ellas auf die Idee, im Rahmen einer Serie über ihre Erlebnisse mit Freiern zu schreiben.
    Von Anfang an war ich von der Idee begeistert, aber habe erst jetzt geschafft, die Worte zu finden. Hier ist meine Geschichte.

    Mit 20 lernte ich meinen Zuhälter kennen und geriet durch ihn schnell in dieses menschenverachtende System.
    Ich kam aus einer zerrütteten Familie, war es von meiner Mutter gewohnt, nur “Liebe” zu bekommen, wenn ich dafür etwas geleistet hatte, lebte seit einem guten Jahr alleine und fühlte mich genau so- ohne Familie, ohne Bindungen. Für ihn war ich also leichte Beute, gutgläubig und leicht zu manipulieren.

    In meinen fast zwei Jahren in der Prostitution wanderte ich durch Bordelle, Saunaclubs und “Privathäuser”, machte Haus- und Hotelbesuche.
    Widerliche Begegnungen hatte ich überall.
    Begonnen im Saunaclub, wo damals die WM übertragen wurde und die Männergruppen in Scharen kamen. Es war das normalste für diese Männer, mit Kumpels oder Kollegen einen Ausflug in den Puff zu machen, dort die Fußballspiele zu sehen und in den Pausen oder danach die Frauen durch zu nehmen. Ein lustiger Abend mit Freunden eben.
    Wenig später ging es für mich in den ersten “Nachtclub”, wo ich zwischen vielen anderen Frauen saß- wir hatten zwei Bereiche, in denen wir sitzen durften, durften die Männer aber nicht ansprechen, sondern mussten darauf warten, ausgesucht zu werden. Mein Selbstwertgefühl war so gering, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass mich jemand auswählen würde. Als würde es darauf ankommen- als könnte ich daran meinen “Wert” messen.
    Tatsächlich wurde das Geld schnell zu dem Maß, das ich für meinen Wert nahm- denn umso mehr Geld und Freier, umso mehr Aufmerksamkeit bekam ich von meinem Zuhälter. Endlich war da jemand, der sich für mich zu interessieren schien. Dass dies kein echtes Interesse oder gar Liebe war, wusste ich- aber ich wurde gut darin, Dinge auszublenden. Sonst übersteht man die Prostitution nicht.

    Also nahm ich einen Freier nach dem anderen an- wer mich wollte, kriegte mich. Selbst wenn ich gerade erst vom Zimmer kam, wenn einer wollte, konnte es direkt weiter gehen. Selbst die Hausdame meine einmal zu mir, ich müsste nicht jeden Mann annehmen- aber da war ich schon gefangen in einem schrecklichen Sog.
    Als ich einmal zurück kam vom Zimmer forderten die Männer mich auf, noch einmal aufzustehen und mich umzudrehen- sie wollten noch einmal meinen Hintern sehen.

    Mit der Zeit begann ich mit Hausbesuchen. Da war ich dann bei Männern, deren schwangere Frau gerade außer Haus war- momentan könne man mit ihr ja nicht schlafen, das ginge einfach nicht.
    Da wurde mir allmählich die Unterteilung in die “heiligen Ehefrauen” und “dreckigen Huren” bewusst.
    Natürlich gibt es auch genau die umgekehrte Variante, bei der der Freier der Meinung ist, er müsste ja gerade wegen seiner Frau zu einer Prostituierten gehen- denn die Ehefrau würde seinen Fetisch nicht teilen. Hakt man nach, weiß die Ehefrau meistens nicht mal von diesem Fetisch- oder man kann komplett nachvollziehen, dass nicht jede Frau darauf steht, geschlagen, angespuckt, gewürgt oder voll gewinkelt zu werden, um nur einige Beispiele zu nennen.
    Bei einem anderen Hausbesuch wollte jemand Kaviar- also Spiele mit Kot. Ich konnte gar nicht genug duschen.
    Andere schütteten mir im Ehebett das Herz aus über die jüngere Frau, für die sie die erste Ehefrau verlassen hatten und mit der es jetzt nicht mehr so gut liefe. Die Lösung? Scheinbar eine Prostituierte, mit der man dann eben das eheliche Bett teilt.
    Das gleiche Prinzip funktioniert natürlich auch für Hotelbesuche. Ob man auf Geschäftsreise in einer fremden Stadt ist und sich “etwas gönnen” will oder nach dem Streit mit der Frau beleidigt in ein Hotelzimmer flieht und sich ein Mädel hin bestellt, das die eigene Tochter sein könnte, man die Frau gerade zum Flughafen gebracht hat und danach in den Puff fährt- ich glaube, es gibt nichts, das Prostituierte noch nicht erlebt haben. Danach kehren genau diese Männer wieder in ihr Leben zurück und geben den seligen Ehemann.

    Besonders schlimm war ein Freier, der sich in mich verliebt hatte. Er war Anfang 80, ich Anfang 20. Anfangs hielt ich ihn für einen einsamen alten Mann, aber mit der Zeit wurde er mir immer mehr zuwider. Wie er roch, wie er sich anfühlte, wie er mit seinen zittrigen Händen meinen Körper berührte und Dinge tat, von denen er dachte, sie würden sich gut anfühlen- es war kaum auszuhalten.
    Jeden Sonntag zur gleichen Zeit sollte ich ihm seine Stunde frei halten und wir sahen uns. Wenn er mit bekam, dass vorher oder nachher jemand bei mir war, wurde er eifersüchtig und schrieb mir beleidigte Nachrichten.
    Eines Tages brachte er mir eine Perle mit und erzählte mir, er hätte die Perlenkette seiner verstorbenen Frau aufgetrennt, weil eine Perle wie ich doch auch so eine Perle haben sollte. Ich schämte mich so vor seiner Toten Ehefrau und was er mit ihren Dingen tat- in der Annahme, er würde mir damit eine Freude bereiten.
    Ein anderes Mal brachte er mir eine Mappe mit, in der er unseren Gesprächsverlauf abgetippt und mir ausgedruckt hatte. Hier muss ich betonen, dass es sich nur um Terminvereinbarungen handelte- niemals habe ich einem Freier Gefühle oder Liebe vorgespielt. Im Gegenteil, ich war froh über jeden, der keine emotionsgeladene Girlfriend-Nummer wollte. Dieses ständige schauspielern und Männer-Ego streicheln fand ich schlimmer, als jemanden auszupeitschen.
    Ich wusste, ich musste die Reißleine ziehen, aber wie- ich brauchte das Geld und wäre es nach meinem Zuhälter gegangen, hätte ich ihn richtig ausnehmen sollen.
    Das hätte ich nicht gekonnt. Es war schon schwer genug, jede Woche einen Termin mit diesem alten Mann durch zu ziehen. Irgendwann wollte er dann privat mit mir auf den Weihnachtsmarkt gehen- und ich weigerte mich fortan, ihn zu treffen. Trotzdem schickte er mir hin und wieder Nachrichten, aus denen sein verletzter Stolz sprach- er hätte jetzt eine andere, mit der er sich treffen würde. Als würde mich das verletzen.

    Aber auch die Männer in meinem Alter waren nicht besser. Es kamen Jungs, die nett waren, aber der Meinung, sie wären viel zu schüchtern, um eine Freundin zu bekommen. Und das ist Grund genug, zu einer Prostituierten zu gehen?
    Andere kamen in Gruppen, bevor sie feiern gingen. Einer nach dem anderen kam mit in mein Zimmer, die anderen warteten solange draußen. Stärkt das die Freundschaft, sich eine Prostituierte zu teilen?
    Es kamen junge Männer, denen der Wahnsinn ins Gesicht geschrieben stand, die eine Stunde lang aufs Brutalste alles mögliche mit mir machten. Irgendwann war ich ohnehin so wund, dass die ständigen Schmerzen schon selbstverständlich waren.
    Als Dank bekam ich eine Bewertung geschrieben, in der ich als “perfekte Drei-Loch-Stute” bezeichnet wurde.
    Es kamen Männer, die mir ins Gesicht sagten, dass es sie geil machen würde, dass sie mich gerade gekauft hatten. Oder dass sie es viel besser fanden, mir für einen Blowjob 100 Euro zu zahlen (wie edelmütig), als erst mal mit einer Frau Essen gehen zu müssen und ihr Blumen zu kaufen.

    Aber auch die selbsternannten “Genießer” waren nicht besser. Es wurde ein schönes Hotel gebucht, Blumen gestreut, Massageöl angewärmt, im ganzen Raum Kerzen aufgestellt, das Schauspiel konnte beginnen. Danach wurde ich dann im Bademantel durch das komplette Hotel geführt- denn ich war ja die heiße, junge Freundin.
    Danach erschien ein Seitenlanger Post im Freierforum über die “wundervolle leidenschaftliche” Begegnung. Man liest solche Dinge und fragt sich, wie verblendet Freier eigentlich sind, solche Dinge glauben zu wollen. Genau sie sind der eine unter den vielen Schlimmen, der die Frauen gut behandelt, bei denen es der Frau wirklich Spaß macht, sie eine gute Zeit hat.
    Dass man genau das macht, was sie sich wünschen, wofür man bezahlt wird, dass man am liebsten nicht da wäre und sich nur mit ihnen trifft, weil man das Geld braucht, das wollen sie nicht sehen.

    Freier haben keinen Respekt vor Frauen, ob sie Prostituierte sind oder nicht. Den einen zeigen sie ihr wahres Gesicht, vor den anderen verstecken sie es- das ist der einzige Unterschied. Widerliche Arschlöcher sind sie alle.

    (c) Marlene

    1 Kommentare

    1. Pingback: The Case for Using John Forums as Evidence Against the Sex Trade – Elly Arrow

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert