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Pornographie und Prostitution

    Autorin: Ronja //

    Es folgt ein langer Rundumschlag zum Thema Porno, der Verschränkung von Pornografie und Prostitution und vor allem der Problematik der „Teen“-suchenden Konsumenten und Freier. Ausgelöst wurde das Ganze durch eine private FB-Diskussion und ich möchte meinem lieben Freund ganz herzlich für seine unterstützende Haltung hinsichtlich dieses Postings danken. 🙂

    Triggerwarnung: Porno, Missbrauch von Minderjährigen, zum Teil explizite Sprache (die ich mir hier wirklich mal nicht verkneifen konnte)

    Neulich gab es in meinem privaten Umfeld eine Diskussion zur Porno-Kategorie „Teen“. Ein lieber Freund von mir hat dazu kritisch gepostet und zwei Männer kamen dann aber gleich mit Pseudo-Rechtfertigungen an. Von wegen: „Naja, aber das sind eh keine Teens und denen sieht man das ja eh auch an.“ (gleich noch diese Wertung reindrücken, gell, Mann kann’s ja…)

    Das hat mich auf die Palme gebracht, denn:
    Darum, ob die Darstellerin ja (bestenfalls!) gar kein Teenager mehr ist, geht es doch nicht mal nur!
    Sondern um die Kategorie!
    Wer „Teen“ sucht/schaut, sucht zumindest die Phantasie und die Szenen sind ja oft auch so konstruiert, dass diese Phantasie mehr als deutlich bedient werden soll (Babysitterin/Schülerin/Stieftocher usw.). Und das macht was mit dem Blick der Konsumenten auf Mädchen/Frauen, Sex, Grenzen/Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch.

    Und es macht auch was mit jungen Mädchen und Frauen, die sich der porn culture natürlich nicht gänzlich entziehen können.
    Peer pressure, weil alle mal sowas gucken und weil Schwarm xy ja bestimmt auch ein „ganz normaler Kerl“ ist, der dann ja wohl Porno-Performance und -Körper erwartet.

    Und nicht wenige Porno-Konsumenten sind ja auch irgendwann in ihrem Leben Freier. Oder andersrum: es gibt wohl auch keinen Freier, der Pornografie ablehnt.
    Auch in der Prostitution waren wir also diesem Schema ausgesetzt. Kaum eine Frau, außer sie wird sogar schon als Minderjährige gegen Geld missbraucht und auch davon haben wir im Netzwerk Ella leider nicht wenige Ex-Betroffene, gibt für Freier ihr echtes Alter an. Aus 20-25 wird 18, aus 26-28 wird vielleicht 21 und mit 29 hören wir eh alle auf zu altern bis es vielleicht in den „MILF“-Markt geht.
    Klar, da sagen dann Typen auch wieder: „Naja, aber ist doch nicht schlimm, die ist doch eh älter und eigentlich werde ICH doch hier betrogen!“
    NEIN!
    DU suchst explizit nach Teen / jungem Twen. Überlege mal, warum!
    Ebenso auch in der Prostitution die nachgefragten Szenarien von der wahlweise schüchternen oder slutty Schülerin usw.
    Dazu schaue man sich bitte auch, bei starken Nerven, sogenannte Freierforen an (die verlinke ich hier nicht, sind aber schnell gegoogelt, aber absolute TW an dieser Stelle) oder die Seite „die unsichtbaren Männer“ an (Link als Kommentar). Die Statistiken und Wortfrequenz-Auswertungen dort zeigen erschreckend deutlich, wie skrupellos Freier nach einer Gruppe der Vulnerabelsten unter allen Opfern des Systems Prostitution suchen und über sie denken.

    Und es kommt sicherlich nicht von ungefähr, dass eine sehr medienwirksame Prostituierte sich bis heute als „Kindfrau“ vermarktet…

    Und „Teen“ ist hier das eine. Es gibt ja auch die Porno-Kategorie „forced“ oder wie sie jeweils heißt. Und nein, hier meine ich nicht mal BDSM sondern wirklich r*pe-porn-Kategorien.
    Auch in der Prostitution wird sowas entsprechend nachgefragt, auch immer öfter, weil der Porno-Markt eben die Vorlagen liefert und die subjektive Empfindung, was denn „normaler“ Sex sei, beeinflusst.

    Es darf nicht sein, dass Typen immer noch sagen können: Ja, naja, aber wir wissen doch, dass die eigentlich alle keine Teenager mehr sind / die Gewalt nur „gespielt“ ist (entweder im Porno oder von ihnen selbst).
    Denn erstens ist das ganz und gar nicht sicher gegeben!
    Und zweitens sollten sich diese Männer lieber mal fragen, wieso sie, selbst in dieser naiven Ausredenannahme, Pornokategorien suchen/schauen, die Handlungen vorspielen (also, again: bestenfalls…), die irl schlichtweg und aus guten Gründen illegal sind und moralisch sofort und ohne nachzudenken geächtet gehören! Oder solche Szenrarien sogar höchstselbst einer Frau antun wollen – natürlich als „Spiel“.

    Für uns ist es kein „Spiel“! Denn wir werden damit nicht nur körperlich, sondern auch seelisch noch mehr als eh schon gegen unseren eigenen Wunsch und Willen gef*ckt, wenn wir uns z.B. mit Mitte 20 auf jung schminken und eine Schuluniform anziehen sollen um eine Schülerinnen-Phantasie zu bedienen. Auch solche Szenarien verschärfen die oft sowieso nötigen Dissoziationsmechanismen und reden uns zum Teil sogar „Blitzableitergedanken“, also Verantwortung ein. Nach dem Schema:„Wenigstens ging er zu mir und nicht zu einer echten Minderjährigen.“
    Obwohl nicht WIR hier die Verantwortung tragen müssen. Sondern die Männer und die Gesellschaft, die Männer hervorbringt, die genau diese Phantasien bedient haben wollen.

    Diese Porno-Bilder werden also auch in die Prostitution getragen und schaden allen Frauen dort. Aber eben auch jeder Frau darüber hinaus, die an einen Mann gerät, der vielleicht schon auf dem Grundschulhof als Mutprobe mit anderen Jungs den ersten Porno auf dem Handy sah und mit diesem verzerrten Bild von Sexualität aufwächst.

    Und zuletzt: Nicht wenige Frauen wechseln von Porno zu Prostitution oder andersherum. Und Aussteigerinnen aus dem Porn-Biz haben es oftmals noch schwerer, über ihre Vergangenheit eines Tages hinweg kommen zu können, weil diese Bilder eben in Internetzeiten kaum mehr endgültig aus der Welt zu schaffen sind.

    Pornografie ist gefilmte Prostitution.
    Und solche Verharmlosungen von Kategorien wie „Teen“ sprechen Bände über Konsumenten und Freier.
    Es braucht das Nordische Modell, mit seiner wichtigen Säule der antisexistischen gesellschaftlichen Aufklärung, damit echte Gleichstellung und Augenhöhe der Geschlechter in jedem Lebensbereich zu erreichen ist!

    (c) Ronja

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