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Im Escort

    Autorin: Eva //

    “Du bist aufgeschlossen, niveauvoll, selbstbewußt…? Interessiert an Glamour und einem unabhängigen, stilvollen Leben…? Hast gute Allgemeinbildung und Umgangsformen…?”

    “Ja, klar!” dachte ich mir als junge Frau in den 20ern rund um das neue Jahrtausend in Wien. Es war eine Aufbruchsstimmung.
    So werben nämlich Escortagenturen um Mädchen und Damen. Seit Jahrzehnten suggeriert uns die Gesellschaft der westlichen Welt, Erotikarbeit ist doch ganz etwas Normales, ein wichtiger Beruf, das älteste Gewerbe der Welt. Einfach toll, oder? Da können sich Frauen und natürlich auch Transgender und Callboys endlich ausleben.

    In der Realität sieht es dann doch ganz anders aus. Diies kann nur Jemand feststellen, der/die in der Szene war und sich den kritischen Blick bewahrt hat; den nüchternen Blick.

    Moment, nüchtern? Ah, da beginnt es schon…………..Als Escort ist Dein ständiger Begleiter …der Alkohol. Die Männer lieben es, mit Dir zu trinken; viele von ihnen trinken sehr viel (2-3 Flachen Wein) -täglich.
    Andere Aufputschmittel bekommt man auch sehr oft angeboten. Der Kunde/Freier will seine Freizeit mit der Escortdame so richtig geniessen, das gehört das für ihn dazu. Die meisten sind in seriösen Berufen und verheiratet, ihr Umfeld weiß meist wenig bis nichts über diese Escapes. Oft haben sie ein 2.Handy für diese Sidesteps. Geschäftsmänner aus anderen Ländern wollen von der Escortdame auch Tipps, wo man Drogen kaufen kann…..das muß die doch wissen, oder….?

    Ich habe dezent mitgetrunken, andere Substanzen diplomatisch abgelehnt, das zerstört für viele Kunden dann leider die Stimmung und unter Umständen gibt es dann eine Beschwerde bei der Agentur oder auch in Freierforen. Da schreibt er aber nicht was wirklich war, sondern “geht nicht gut mit, ist alt und eingebildet, hässliches Gesicht….”

    Die Rache durch Bewertungen. Diese Internetbewertungen der persönlichsten “Dienstleistung” der Welt haben der Sache die letzte Freiheit und Freiwilligkeit genommen. Nichts bleibt übrig von der im Inserat gesuchten, stilvollen,entspannten Escortlady. In den für alle seit Jahren zugänglichen Foren wird jede Körperöffnung, jedes Detail (Zähne, Figur, Alter, zerlegt, diskutiert und meistens runtergemacht)
    Bei jedem Kunden der letzen Jahre dachte ich “hoffentlich schreibt der nicht im Nachhinein schlecht” ja, es gibt Freier, die sich ganz nett geben und dann trotzdem kritisieren, warum sie das machen habe ich bis heute nicht herausgefunden. Bipolar? Ich weiß es nicht.

    Als Independent Escort ohne Agentur ist es dasselbe. Der Zeitdruck der Agentur ist zwar weg, man kann den Freiern/Kunden Zeit dazu schenken und bekommt dafür….seltsame Sprüche.

    “Du bist eine ganz Schlaue, kombinierst Spaß mit jeder Menge Geld” “Du raffinierte Verführerin, ohh wenn ich eine Frau wäre, würde ich es so machen wie Du..” solche Sätze sagen die Männer einem ständig. Sie vermuten immer, man verdient Unmengen, versuchen aber gleichzeitig den Preis für ihr Treffen niedrig zu halten.
    In der Prostitution verdient man nichts wenn man krank ist, menstruiert (echt? die menstruieren auch…?)
    sich nach einer Operation erholt und man wird im Alter nur eine Mindestpension haben (all das wissen die Kunden, es tangiert sie nicht)
    Sie sind fest davon überzeugt, eine Nymphomanin vor sich zu haben, die nur Geilheit im Kopf hat und sich irgendwie aufbraucht #wasted. “Für das was Du machst braucht es schon eine besondere Veranlagung” ist auch so ein Satz der oft kommt.

    Das Aussehen. Egal wie Du aussiehst, die Freier werden Dein Aussehen zerlegen. Wenn Du schlank bist sagen sie “noch dünner wäre noch schöner” wenn Du natürlich alterst….”mah schaust Du müde aus” wenn Du Botox, etc. machst “ach, dieses Künstliche ist garnicht schön” wenn Du mollig bist “ja Kurven, aber paß auf, daß es nicht zu viel wird” der Busen ist immer zu klein/zu groß/zu hängend/zu operiert, usw……es ist endlos.

    Dein Outfit. Viele Kunden wünschen sich bei winterlichen Temperaturen um 0° sehr luftige Kleidung (dünne Strümpfe, Pumps und Minikleid) natürlich nur wenn sie im Hotel sind, wo sie keiner kennt. Wenn Du sie zuhause besuchst….unauffällig, ja bitte der Fahrer/das Taxi soll Dich schon 10 bis 20 Meter vor seinem Wohnhaus absetzen, damit die Nachbarn nichts mitbekommen.
    Ist doch nicht alles so normal und gesellschaftlich anerkannt, seltsam.

    Escort/Sexarbeit im Covid Zeitalter. Ein Tabuthema. Man will ja den AnbieterInnen nicht ihr tägliches Brot wegnehmen. Es wäre für den Staat die Chance gewesen, Menschen aus der Erotikbranche/Prostitution mehr Ausstiegsmöglichkeiten zu bieten.
    Viele in der Branche haben trotz Impfung Angst sich und ihr Umfeld mit Covid anzustecken. Man kommt seiner Kundschaft doch näher als in anderen Jobs. Bekommt man einen Krisen Bonus? Nein, im Gegenteil. Der Kunde ist knallhart und meint, Du mußt jetzt froh sein, Kundschaft zu haben und er hat ja jetzt auch so viele Zahlungen. Er sieht gekauften Sex abseits seiner Beziehung als Wellness und Erholung, die ihm zusteht.

    Ich kann mich ganz genau an Mitte März 2020 erinnern. Lockdown.
    Momentan war ich wie die meisten Menschen irr überrascht, aber ich empfand es nach kurzer Zeit so angenehm……kein Streß, keine anzüglichen mails (ja auch SexarbeiterInnen wollen nicht 24/7 -eigentlich überhaupt nicht sexuell belästigt werden! Viele halten Dich für öffenliches Gut, das Mann im Whatsapp Zeitalter zuspammen und natürlich auch stalken kann….) keine Treffen.
    Ich schaute mir im TV die Nachrichten an; Kontakteinschränkungen. Gut.
    Nach einigen Tagen waren sie wieder da -die Anfragen. Freier waren ganz nervös, wie denn das jetzt wäre mit den Treffen. Hotels haben ja zu, bei ihnen geht es nicht wegen der Partnerin. Da wurde ich wirklich sauer und habe höflich aufmerksam gemacht, über den Sinn von diesen Einschränkungen nachzudenken.

    Im Sommer 2020 wurde dann das meiste wieder wie es war. “Covid ist nur eine Grippe, die NWO will nur mehr Überwachung” ist jetzt ein neues Thema der Freier. Die meisten (90%) sind dieser Meinung. Ebenso, daß dieses #metoo, Gendern ja generell der Feminismus und die Klimaschutzbewegung ein Übel der heutigen Zeit sind. Die Migrationsbewegungen der letzen Jahre finden die Freier auch total schlimm, sie haben aber kein Problem mit Frauen in der Prostitution mit Migrationshintergrund….nicht gerade logisch.

    All diese Dinge entzaubern den Mythos der freien, lasziven, für beide Teile spassigen Sexarbeit.

    In den letzten Jahren haben mir ein paar Männer erzählt sie waren spielsüchtig. (Das sogenannte kleine Glücksspiel wurde vor einigen Jahren in Wien abgeschafft -die Glücksspiellobby hat getobt: “60 Mio € Steuergeld werden jährlich der Stadt Wien fehlen, die Spieler werden in die Illegalität abwandern, sie werden im Ausland spielen…” waren die Argumente. De facto war der Nutzen, Menschen nicht weiter in Schulden und jede Menge andere Probleme zu stürzen, doch höher.)
    Die Ex Spielsüchtigen sagen, sie sind froh, daß es so kam und sie haben keine Lust, illegal zu spielen, im Internet ja -aber es ist nicht dasselbe und reizt nicht mehr.

    Freier selbst bezeichnen sich oft als süchtig nach der oben beschriebenen Sex Wellness, die ja täglich verfügbar und bestellbar ist. Neue, junge Frauen (am beliebtesten sind 18 – 20Jährige. Ein Freier bezeichnete sich selbst mal als “Soft Pädo” weil er das bevorzugt, schon erlaubt aber fast zu jung)
    dieses Gefühl an ihnen zu Schnuppern, vielleicht doch einen echten Orgasmus von ihr zu erleben? Squirtet sie? Macht sie Anal? Macht sie Lesbenspiele, Gruppensex? Wie weit geht sie? Kann ich sie zu mehr überreden, manipulieren..? Alles Dinge, die der Freier heutzutage erwartet und wie ein Getriebener sucht und sucht und weiter sucht.


    Alles einfach zum Nachdenken.

    Eva, beim Ausstieg, selbsterklärend, warum.

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    1. Pingback: The Case for Using John Forums as Evidence Against the Sex Trade – Elly Arrow

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