Alle Artikel mit dem Schlagwort: Zuhälter

Freundschaft in der Prostitution

Autorin: Marlene // Nach meiner Erfahrung gibt es wirkliche Freundschaft in der Prostitution kaum- denn man weiß nie, wem man wirklich vertrauen kann. Echten Zusammenhalt und Solidarität habe ich erst später nach meinem Ausstieg erfahren. Es kommt nicht selten vor, dass eine Frau von ihrem Zuhälter darauf angesetzt wird, eine andere auszuspionieren, sei es, um ihr selbst zu schaden, sie für ihn zu gewinnen, oder um dann an ihren Zuhälter zu berichten, ob sie ehrlich ist oder womöglich Geld unterschlägt- Gründe gibt es genug und kaum etwas ist im Milieu wichtiger, als Loyalität.Erschwerend kommt hinzu, dass man mit manchen Frauen gar nicht erst reden darf- etwa wenn man noch nicht weiß, wer “hinter ihr steht” oder die jeweiligen Zuhälter verfeindet sind. Dass die Frauen dann beide in dem gleichen Bordell sind, ist ohnehin sehr unwahrscheinlich, denn in der Regel ist das Revier gut abgesteckt, aber es kam vor, dass ich solche Redeverbote (Ja, kein Witz- selbst darüber, mit wem du sprechen darfst, kann dein Zuhälter bestimmen) miterlebt habe. Trotz allem hatte ich in meiner Zeit …

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Freiheit

Autorin: Marlene // !!! Triggerwarnung – Sexuelle/körperliche Gewalt, explizite Sprache Du hast mich von Puff zu Puff geschickt. Du hast mir selbst das Geld, das ich eigentlich behalten durfte, weggenommen. Du hast mich körperlich und seelisch missbraucht, wie es dir gerade gepasst hat. Du hast mich in ein Wesen verwandelt, das ich selbst nicht mehr erkannte, das ich nicht sein wollte- nicht so sein wollte. Du hast mich belogen. Nie wusste ich, wo du bist, mit wem oder was du tust. Heute bin ich froh, dass ich nicht alles wusste, ich hatte schon so genug auszuhalten. Wegen dir musste ich es über mich ergehen lassen, dass mir ein Freier ins Gesicht kackt, immer wieder mit den widerlichsten Typen ins Bett zu gehen und ihre Fantasien zu erfüllen, ihren Schweiß und ihre Schuppen auf meinen Körper tropfen zu sehen, gegen AO-Freier anzukämpfen. Du selbst hast mich geschlagen, angespuckt, zu Sex gezwungen. Mehr als ein Jahr musste vergehen. Dann hast du mich eines Abends ausgelacht, weil du der Meinung warst, ich könnte sowieso nie von dir gehen. …

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Warum sind Freier Arschlöcher? – Teil 2

Autorin: Ronja Ich bin im Herbst 2017 aus der Prostitution ausgestiegen, doch erst jetzt habe ich die Kraft und auch den Rückhalt, meine Erfahrungen ehrlich zu reflektieren und mich für das Netzwerk Ella zu engagieren. Da ich diese Serie wichtig finde, möchte ich in meinem ersten Text an die von Huschke und Sophie bereits verschriftlichen Antworten darauf, warum Freier Arschlöcher sind, anknüpfen. Meinen allerersten und für lange Zeit einzigen Freier hatte ich im Jahr 2006. Aufgewachsen in einem von Alkoholmissbrauch, Gewalt und Morddrohungen geprägtem Elternhaus brach ich kurz vorher das Abitur und den Kontakt zu meinen Eltern ab. Ich hatte bereits eine Traumafolgestörung, die mir aber erst Jahre später bewusst werden sollte, und vor allem Bulimie, die auch finanziellen Druck mit sich brachte. Auch wenn ich im Jahr 2006 schon 20 Jahre alt war, lag auch mein erstes Mal noch nicht lange zurück, denn, vermutlich aus Angst vor Männern, die mein Vater mein ganzes bisheriges Leben lang schürte, war ich eine sogenannte Spätzünderin. Mein erstes Mal fand noch vor Abbruch des Abiturs statt – mit …

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Warum die legalisierte Prostitution Prostituierte kriminalisiert

Autorin: Sophie // Ich bin Sophie vom Netzwerk Ella, einer Interessensvertretung für Frauen aus der Prostitution, die sich für das Nordische Modell einsetzt. Vor drei Jahren habe ich den Ausstieg geschafft, nachdem ich von meinem 14. bis zum 22. Lebensjahr in der Prostitution war. Wir vom Netzwerk Ella waren oder sind alle selbst in der Prostitution und haben erkannt, dass der Kauf von Sex Gewalt ist. Aus diesem Grund fordern wir ein Sexkaufverbot und Ausstiegshilfen für Frauen, die aktuell in der Prostitution sind, sowie gesellschaftliche Aufklärung und die Entkriminalisierung der prostituierten Frauen. Von der Pro-Prostitutionslobby wird uns im Zuge dieser Debatte häufig vorgeworfen, dass wir uns für eine Kriminalisierung der Prostituierten einsetzten, was ein unsolidarischer Akt sei. Dieser Vorwurf ist schlichtweg falsch und nichts weiter als ein Schachzug aus der Trickkiste der Schwarzen Rhetorik. Das Gegenteil ist der Fall: Das Nordische Modell ist die Entkriminalisierung der prostituierten Frau (Männer sind natürlich mitgemeint!) und im Gegensatz dazu ist die legalisierte Prostitution ihre Kriminalisierung. Warum das so ist, möchte ich anhand von einigen Beispielen erklären. Häufig argumentieren …

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Brief an den innenpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Martin Luthe

Autorin: Mimi // Der FDPler Martin Luthe hat angefragt, warum “so wenig” Prostituierte in Berlin Steuern abführen – nämlich nur 50.000 Euro im Monat. Das ist ihm zuwenig. Er beklagte im Artikel in der Berliner Morgenpost, vor allem auf dem Strassenstrich Kurfürstenstrasse würden Steuern hinterzogen. Es ist absurd, dass ihn an diesem Elends-, Baby- und Drogenstrich nicht etwa die offensichtliche Zwangsprostitution stört, sondern, dass die dort ausgebeuteten Frauen keine Steuern abführen. (Vielleicht, weil sie alles ihrem Zuhälter abgeben müssen, Herr Luthe?!) Das ist Kapitalismus und Frauenverachtung in Reinstkultur. Und er entblödete sich auch nicht, die Prostituierten der KuFü auch als “Berufsverbrecher” zu bezeichnen – einen Begriff, der ihnen schon im Dritten Reich anhaftete, bevor man sie wegen “asozialen Verhaltens” in die Konzentrationslager sperrte. Der Prostitutionsaussteigerin und Aktivistin Mimi vom Netzwerk Ella war das zuviel, deswegen hat sie ihm einen geharnischten Brief geschrieben. Lest selbst: “Sehr geehrter Herr Luthe, ich schreibe Ihnen als Sprecherin des Netzwerks Ella, einer unabhängigen Interessenvertretung für Frauen aus und in der Prostitution.Wir sind alle Frauen, die selbst Erfahrungen als Prostituierte gemacht …

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Warum es mich verletzt, wenn Allies gegen Prostituierte, die von der Prostitution Anderer profitieren, wettern und gehässig werden…

Autorin: Sabrina // In letzter Zeit wurde ich in sozialen Netzwerken mit dem Prostituiertenhass aus den eigenen Reihen konfrontiert. Verbündete im Kampf für das Nordische Modell zogen über bekannte Prostituierte her, die öffentlich ihre Branche verteidigen. Die, die eigene Bordelle oder Escortagenturen führen, wurden mit MenschenhändlerInnen in einen Topf gesteckt und öffentlich geächtet. Ihnen wurden hohe Strafen gewünscht und ich konnte kaum fassen, dass ich solche Gemeinheiten in meinem „safe space“, also meinen abolitionistischen Verbündetengruppen zu lesen bekomme. Weil ich nun aber nicht allen unterstellen will, dass sie prostituierte Frauen hassen, gehe ich davon aus, dass sie wegen ihrer andersartigen Lebensrealität das System Prostitution vielleicht nicht ganz erfassen und verstehen können. Wie konservative ProstitutionsgegnerInnen tendieren sie vielleicht ein wenig zur Einteilung der Frauen in „Heilige und Huren“. Die Heiligen sind für sie die armen Zwangsprostituierten, die von Menschenhändlern verschleppt und misshandelt und eingesperrt worden sind und wirklich ABSOLUT nicht mehr handlungsfähig sind und keine Möglichkeit haben, aus der Prostitution auszusteigen. Dem, was ich den Kommentaren so entnommen habe, beginnt man eine Hure zu sein dann, …

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Was geschah, als ich meinen Ex wegen Zuhälterei anzeigte

Autorin: Marlene // Das erste Mal Kontakt mit der Polizei hatte ich während der Arbeit. Es war wie immer – ein Mann klingelte, ich öffnete die Tür, aber herein kam nicht nur er, sondern noch ein weiterer Kollege und zwei Damen. Hauptsächlich ging es ihnen darum, ob ich meinen Gewerbeschein dabei hätte, schließlich muss es in Deutschland selbst im Rotlicht geregelt zugehen. Zumindest, was die Steuern angeht- in anderen Bereichen sieht es schon schwieriger aus mit der “Hilfe”. Vor allem die Damen hatte ich als nett in Erinnerung, nachdem die erste Verwirrung wegen der seltsamen Situation verflogen war. Sie versuchten, mich in ein Gespräch zu verwickeln und herauszuhören, ob ich in einer Zwangslage wäre oder bei anderen Frauen im Haus etwas mitbekommen hätte. Natürlich verneinte ich, denn dass man mit der Polizei nicht spricht, wird dir im Milieu von Tag Eins eingebläut. Mein längerer Weg mit der Polizei begann erst später, als ich mich entschloss, aus der Prostitution auszusteigen und meiner Schwester um Hilfe bat. Sie fuhr sofort los zu mir und widersetzte sich meinem …

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Wie ich in die Prostitution eingestiegen bin – und wie ich meine Illusionen verloren habe

Autorin: Mimi //   Meinen ersten Freier hatte ich mit Anfang 20. Ich hatte seit Jahren massive Probleme meine Sexualität auszuleben, aber fand keinen Zusammenhang zu den sexuellen Übergriffen in der Vergangenheit. Sex war für mich immer ein Leistungsfach, etwas, was ich zu erfüllen hatte, nicht nur ein bisschen, sondern ganz hervorragend. Das war mein eigener Anspruch gewesen. Mein erster Freund erpresste mich mit Liebesentzug, wenn ich mal keine Lust hatte. Also hatte ich immer Lust. Er wusste, dass ich es nicht aushalte, wenn er mich ignorierte und tagelang links liegen lies, wenn ich mal wieder nicht mit ihm schlafen wollte. Warum ich ihn nicht verließ? Diese Logik war mir einfach nicht vorhanden. Er kümmerte sich doch um mich, er kochte mir Kaffee, er nahm mich mit zu Freunden, er schien sich irgendwie für mich zu interessieren. Vorausgesetzt, ich war mit ihm vorher im Bett gewesen. Ich war abhängig von ihm und nicht in der Lage mein eigenes Leid zu beenden. Als ich fortzog von zuhaus, zum Studium, war mein Leben schon ein viel besseres …

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Von der schwierigen Beziehung zu Männern und davon, wie sich Privatbeziehungen und Prostitution vermischen

Autorin: Hilde //   Ich habe bereits mehrfach im Ellaforum von schwierigen Beziehungen zu Männern gelesen. Und es ist schwierig – weil ich drum weiß, wie das System mit der Anziehung funktioniert. Und auch ich meinen Weg gegangen bin und noch gehe. Aber hin und wieder tut es mir weh, was ich hier lese und es tut mir Leid. Ich bin betroffen und es schmerzt. Und weiß doch, jede von uns muß ihren eigenen Weg gehen. Durch jedes einzelne Tal und jeden Schmerz. Und sowieso bin ja auch ich längst noch nicht angekommen; heil… Auch ich selbst renne noch gegen mehr als zu viele Wände und muß noch lernen. Meinen ersten Mann lernte ich kennen mit 16. Gerade raus aus dem langjährigen und dauerhaften Mißbrauch im Elternhaus hielt ich Gewalt für normal. Mein (1.) Mann kam aus einer Trinkerfamilie. Die Mutter war gestorben, als er 12 war und er vermutete, der Vater habe die Mutter in den Tod getrieben. Auch er kannte nur Gewalt. Wir waren 2 Menschen, die keine Ahnung von Liebe hatten. Mein …

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