Alle Artikel mit dem Schlagwort: Sexarbeit

Mein Einstieg in die Prostitution

Autorin: Anna // Hallo. Ich bin Anna. Meine Geschichte ist folgende: Als ich 15 war hatte ich enorme Minderwertigkeitskomplexe und habe mich immer hässlich gefühlt. Das war die Zeit wo ich mich immer auf Social Media wie Instagram usw mit diesen „Instagrammodels“ verglichen habe. Ich dachte mir, wenn ein Mann die Wahl hätte zwischen mir und denen, jeder würde sich für die entscheiden. Man entscheidet sich also quasi nur für mich aus „Mangel an Gelegenheit“. Dazu muss ich sagen mein Vater hat meine Mutter betrogen und seit dem versuche ich alle Gründe aus dem Weg zu schaffen, wieso ein Mann mich betrügen könnte. Der Vater meines Ex-Freundes hat seine Ehefrau verlassen weil sie ihm zu alt war und er eine jüngere wollte. Das Aussehen war also Punkt 1 bei dem ich anfangen wollte, dass man mich deshalb nie verlässt. Ich wollte aussehen wie diese Models und dachte mir wie komme ich an soviel Geld dass ich mir 18 die ganzen Schönheitsops machen kann. Ich wollte alles – nasenop, Po Implantate, brustimplantate, lipfillers, wangenknochen filler, evtl. …

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Im Hotelzimmer

Autorin: Ana // Als ich das erste Mal in dem Hotelzimmer stand, fühlte ich mich ausgeliefert. Jede Faser meines Körpers fühlte sich fremd an und ich hatte Angst einzelne Körperteile zu verlieren wenn ich nicht gut genug auf sie aufpassen würde. Als ich zum zweiten Mal in seiner Wohnung stand und mir erneut die Augen verbunden wurden, hatte ich das Gefühl mich für immer in der Dunkelheit zu verlieren. Mich für immer im endlosen Schwarz verstecken zu können. Nicht sehen zu müssen was er von mir verlangte und was er tat war meine Sicherheit, denn für das Fühlen war mein verloren gegangener Körper verantwortlich. Seit ich meinem Körper einen greifbaren Wert gegeben habe, seit ich ihn verkauft habe. Fühlt mein Körper sich so fremd an. Nicht mehr so als würde er zu mir gehören. Es fühlt sich so an als hätte ich die Verbindung zu meinem Körper damals in dem Hotelzimmer gelassen. Als würde mein Körper ein Jahr später, immer noch in dem Hotelzimmer, darauf warten von mir abgeholt zu werden. – Ana

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Tut etwas gegen die Gewalt!

Autorin: Sophie // Ich bin Sophie vom Netzwerk Ella, eine Frau aus der Prostitution und ich möchte heute, den 25.11. an euch appellieren: Tut etwas gegen die Gewalt! „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen“ ist ein allbekanntes Adorno-Zitat und wurde wahrscheinlich schon in sämtlichen Kontexten verwendet. Meist assoziiert man es mit dem zweiten Weltkrieg, dem Nationalsozialismus und den Deutschen, die sich, statt in großem Ausmaß Widerstand zu üben, in eine „Gefälligkeitsdiktatur“ eingefügt haben, um wieder Butter auf dem Brot zu haben. Sie versuchten, dieses „richtige Leben im Falschen“ zu führen, schlossen die Augen vor dem Unrecht, kooperierten und wurden zu Tätern. Später, als die NSDAP an der Macht war, war es schwer möglich, sich zu widersetzen, aber anfangs hätte etwas mehr Engagement und Wachsamkeit den Aufstieg Hitlers wohl noch verhindern können. Nun ist heute jedoch der 25.11. und damit „Internationaler Tag gegen Gewalt gegen Frauen“ und Adornos Aussage in einem weiteren Kontext aktuell. Wir versuchen noch immer, ein „richtiges Leben im Falschen“ zu führen. Jede 18 Sekunden wird eine Frau geschlagen, alle 3 Minuten …

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blame rapists not victims

Autorin: Emilia Elle Ich war “schon” sechzehn als es das erste Mal passierte… Ich stand “ganz freiwillig” in Frankfurt am Main auf dem Straßenstrich der Kaiserstraße… Es war der Tag, an dem ich mich das erste Mal prostituierte. Aber es war mir irgendwie gefühlsmäßig nicht fremd.. Da war wieder die Angst erdrückt zu werden, da war wieder diese Leere in die ich mich flüchtete, sah die ganze Szenerie von oben… Ich war das nicht, die da nackt und klein und hilflos unter dem schweren Männerkörper lag. Nein das war ich nicht, das war jemand anderes… Und da war dieser Ekel und die Hoffnung, dass es gleich vorbei ist. Ich kniff die Augen fest zusammen und diese massive Gewalteinwürkung auf meinen kleinen, zerbrechlichen Körper dauerte und dauerte… Gleich bin ich erlöst dachte ich… Und wieder diese schmerzhaften Stöße. Eine Träne lief über mein Gesicht und ich versuche ihm nicht in die Augen zu schauen, denn ich weiß ganz genau was ich darin sehe… Ich kenne dieses Gefühl benutzt zu werden, ich kenne die Scham und den …

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Ein Job wie jeder andere

Autorin: Ana // Als Hure betrügt man nicht, denn man verkauft nur seine Dienstleistung- die Ware die jeder will. Seinen eigenen Körper. Männer wollen mich. Freier wollen meinen Körper. Freier wollen nur ficken. Und das ist okay. Denn es ist nur ein Job. Es ist mein Job mich demütigen zu lassen, mich schlagen zu lassen, fremde Arschlöcher zu lecken und mich begrapschen zu lassen. Der Schwanz muss tiefer rein. Am besten so, dass ich keine Luft mehr bekomme. Denn wenn ich keine Luft mehr bekomme, herrscht für einen Moment Stille. Die Verbindung zu mir, meinem Körper und dem was gerade passiert, ist verloren. Ich hänge zwischen stöhnen und dissoziieren fest während er mich von hinten fickt. Immer wenn ich gerade sicher in mir selbst bin und weit weg von seiner Wohnung, fällt mir auf dass ich nicht mehr stöhne und er merken könnte, dass etwas nicht stimmt, dass es mir vielleicht sogar keinen Spaß macht. Aber es macht mir ja Spaß. Es ist ja mein Job. Aber sobald ich wieder stöhne, reißt mich das aus …

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Warum es mich verletzt, wenn Allies gegen Prostituierte, die von der Prostitution Anderer profitieren, wettern und gehässig werden…

Autorin: Sabrina // In letzter Zeit wurde ich in sozialen Netzwerken mit dem Prostituiertenhass aus den eigenen Reihen konfrontiert. Verbündete im Kampf für das Nordische Modell zogen über bekannte Prostituierte her, die öffentlich ihre Branche verteidigen. Die, die eigene Bordelle oder Escortagenturen führen, wurden mit MenschenhändlerInnen in einen Topf gesteckt und öffentlich geächtet. Ihnen wurden hohe Strafen gewünscht und ich konnte kaum fassen, dass ich solche Gemeinheiten in meinem „safe space“, also meinen abolitionistischen Verbündetengruppen zu lesen bekomme. Weil ich nun aber nicht allen unterstellen will, dass sie prostituierte Frauen hassen, gehe ich davon aus, dass sie wegen ihrer andersartigen Lebensrealität das System Prostitution vielleicht nicht ganz erfassen und verstehen können. Wie konservative ProstitutionsgegnerInnen tendieren sie vielleicht ein wenig zur Einteilung der Frauen in „Heilige und Huren“. Die Heiligen sind für sie die armen Zwangsprostituierten, die von Menschenhändlern verschleppt und misshandelt und eingesperrt worden sind und wirklich ABSOLUT nicht mehr handlungsfähig sind und keine Möglichkeit haben, aus der Prostitution auszusteigen. Dem, was ich den Kommentaren so entnommen habe, beginnt man eine Hure zu sein dann, …

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Über Konditionierung und Freiwilligkeit in der Prostitution

Autorin: Luise // Immer wieder kommen mir Sätze in den Kopf, wo andere Menschen Dinge sagten wie:„Du hast doch aber gesagt, Du magst das?!“„Du hast aber doch gesagt, Du tust das gerne?!“„Du hast aber doch gesagt, das ist freiwillig?!“„Du hast aber doch gesagt, es macht dir nix aus?!“„Du hast aber doch gesagt, Du willst das?!“„Du hast aber doch gesagt, ….“ Wie oft in meinem Leben, schon in den letzten JahrZEHNTEN, ist es wohl vorgekommen, dass Menschen sich mit einem programmierten oder für Aufgaben spezialisierten Innen unterhielten,das irgendeiner Sache zusagte; versprach, diese zu tun– und später dann sagten (einige, viele, manche) Andere, dass es eben NICHT so sei. Nein, ich mag das NICHT.Nein, das war NICHT freiwillig.Nein, ich will das NICHT.Nein, das hab ich nie versprochen. Und weder der Andere, noch ich selbst, wußte – wußte WIRKLICH – was da eigentlich passiert. Wie oft hatte ich Dinge automatisch getan – und anschließend „vergessen“?Wie oft waren Konditionierungen gelaufen – ohne, dass ich selbst das überhaupt merkte? Wie oft hatte ich zehntausend Fragezeichen unsichtbar über dem Kopf kreiseln, …

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Code Red – Zurück im Laufhaus

Autorin: Sophie // Bevor ich anfange möchte ich betonen, dass das Netzwerk Ella eine UNABHÄNGIGE Interessensvertretung von Frauen aus der Prostitution ist. Wenn ein Mitglied eine bestimmte religiöse oder politische Weltanschauung hat, sagt das nichts über das Netzwerk Ella aus, weil sich die Ansichten der Mitfrauen durchaus unterscheiden und von Aktionen des Netzwerks Ella unabhängig sind. Wie letztes Jahr im Juni fand auch dieses Jahr wieder der „Code Red“ statt, eine Veranstaltung einer internationalen Gemeinde aus den USA, die sich zum Ziel gesetzt hat, sowohl die Rehabilitation von Süchtigen und Obdachlosen, als auch praktische Ausstiegshilfe für Prostituierte zu leisten . Ich habe vor allem Interesse an der praktischen Ausstiegshilfe für Prostituierte und nehme deshalb an Veranstaltungen teil, die sich damit beschäftigen. Um Kritik vorwegzunehmen, muss ich erklären, dass diese Gemeinde nicht darauf abzielt, die Prostitution der christlichen Moral wegen zu verurteilen und zu verbieten. Viele Frauen der Gemeinde waren in der Vergangenheit selbst Prostituierte und zudem oft auch drogenabhängig. Da die einzige Institution, von der sie Hilfe bekamen, die Kirche war, die ihnen in einer …

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Amnesty und die Prostitution

Gestern fand eine Veranstaltung im Leipziger Museum der Bildenden Künste statt, bei der wir Frauen vom Netzwerk Ella über Prostitution gesprochen haben. Dagegen wurde bereits im Vorfeld protestiert. Weil es anscheinend UNMÖGLICH und UNERTRÄGLICH ist, wenn prostituierte Frauen über Prostitution reden. Geht ja wirklich gar nicht! Eine Gruppe, die bei den Protestierenden (Berufsverband erotische und sexueller Dienstleistungen usw) dabei war, war AMNESTY. Amnesty möchte anscheinend nicht, dass Betroffene sprechen. Das wundert uns nicht, hat Amnesty uns Frauen in der Prostitution doch schon vor Jahren unter den Bus geworfen, als sie forderten, “Sexarbeit” komplett zu entkriminalisieren und damit EXPLIZIT AUCH FREIERTUM, MENSCHENHANDEL UND ZUHÄLTEREI MEINTEN. Begründet haben sie das damit, dass jeder Mensch ein Recht auf Sex hätte und dass es DISKRIMINIERUNG wäre, Männern zu verbieten, sich diesen zu kaufen. Für uns hingegen ist klar: es gibt ein Recht auf die eigene Sexualität, aber es gibt kein Recht, jemanden dafür zur Verfügung gestellt zu bekommen. Und: wer dafür ist, dass Freier, Zuhälter und Menschenhändler straffrei bleiben, der ist nicht FÜR uns Prostituierte, sondern GEGEN UNS. Auch …

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Wo leben eigentlich Bordsteinschwalben?

Seit einigen Wochen läuft in Nürnberg die Kampagne “Nachfragen hilft”, die unter anderem die Frage aufwirft, “wo denn die Bordsteinschwalben leben”. Es stimmt, Nachfragen hilft. Was jedoch nicht hilft ist das Objektifizieren und Herabwürdigen von Frauen und Auffallen wollen um jeden Preis. Zoe und Marlen vom Netzwerk Ella haben daher einen Brief an Oberbürgermeister Dr. Maly und die SPD verfasst. Wir sind auf Feedback gespannt. Sehr geehrter Herr Maly, wir haben folgende “Quizfrage” auf Plakaten und Postkarten in Ihrer Stadt gefunden: “Wo leben eigentlich die Bordsteinschwalben?” Als ehemalige Prostituierte stellen wir Ihnen gerne folgende Antwortmöglichkeiten zur Auswahl: a) Frauentorgraben b) Nachbarwohnung c) Hotel Wie meinen Sie, lautet die Antwort der Eltern, wenn ihnen diese vorformulierte Frage von Kindermund gestellt wird? Sie bringt Mütter, Väter, Kinder (die nicht verstehen, warum ihre Eltern gerade keine sinnvolle Antwort geben können), ggf. Lehrer und eigentlich alle Frauen in eine äußerst peinliche Situation. Kein Kind und nur die wenigsten Erwachsenen werden ihre Fragen an die genannte E-Mail-Adresse schicken. Die wenigsten Menschen werden sich durch diese provokant gestellte Frage tatsächlich mit …

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