Alle Artikel mit dem Schlagwort: Netzwerk Ella

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Autorin: Susan // Stellen Sie sich vor, sie wachen morgens auf und es scheint ein ganz normaler Tag. Die Sonne scheint, sie trinken Kaffee, machen sich auf zur Arbeit und begeben sich an ihren Arbeitsplatz. Die Arbeit beginnt, sie tun ihr Bestes, tippen oder werkeln, pflegen oder gestalten, je nachdem, was sie eben so tun. Ab und an lockert ein netter Plausch mit Kollegen die Atmosphäre auf. Ist doch auch gut so, oder etwa nicht? Stellen Sie sich vor, sie kommen zufällig bei Ihrem Vorgesetzten vorbei. Sie sind der Überzeugung, dass dieser sie schätzt, ja, sie gehen auch davon aus, dass er halt auch nicht alles über sie weiß, was ganz gut so ist, denn schließlich geht es ihren Chef nichts an, wie lange sie auf dem Klo sind oder ein privates Gespräch führen am Telefon- was durchaus vorkommen kann. Sie haben die Möglichkeit ihren Chef von ihren Fähigkeiten zu überzeugen, ohne dass sie Gefahr laufen, den wunderbaren Kollegentratsch auf dem Flur untersagt zu bekommen. Sie wundern sich jetzt allerdings, dass ihr Chef sie doch …

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Im Hotelzimmer

Autorin: Ana // Als ich das erste Mal in dem Hotelzimmer stand, fühlte ich mich ausgeliefert. Jede Faser meines Körpers fühlte sich fremd an und ich hatte Angst einzelne Körperteile zu verlieren wenn ich nicht gut genug auf sie aufpassen würde. Als ich zum zweiten Mal in seiner Wohnung stand und mir erneut die Augen verbunden wurden, hatte ich das Gefühl mich für immer in der Dunkelheit zu verlieren. Mich für immer im endlosen Schwarz verstecken zu können. Nicht sehen zu müssen was er von mir verlangte und was er tat war meine Sicherheit, denn für das Fühlen war mein verloren gegangener Körper verantwortlich. Seit ich meinem Körper einen greifbaren Wert gegeben habe, seit ich ihn verkauft habe. Fühlt mein Körper sich so fremd an. Nicht mehr so als würde er zu mir gehören. Es fühlt sich so an als hätte ich die Verbindung zu meinem Körper damals in dem Hotelzimmer gelassen. Als würde mein Körper ein Jahr später, immer noch in dem Hotelzimmer, darauf warten von mir abgeholt zu werden. – Ana

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Tut etwas gegen die Gewalt!

Autorin: Sophie // Ich bin Sophie vom Netzwerk Ella, eine Frau aus der Prostitution und ich möchte heute, den 25.11. an euch appellieren: Tut etwas gegen die Gewalt! „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen“ ist ein allbekanntes Adorno-Zitat und wurde wahrscheinlich schon in sämtlichen Kontexten verwendet. Meist assoziiert man es mit dem zweiten Weltkrieg, dem Nationalsozialismus und den Deutschen, die sich, statt in großem Ausmaß Widerstand zu üben, in eine „Gefälligkeitsdiktatur“ eingefügt haben, um wieder Butter auf dem Brot zu haben. Sie versuchten, dieses „richtige Leben im Falschen“ zu führen, schlossen die Augen vor dem Unrecht, kooperierten und wurden zu Tätern. Später, als die NSDAP an der Macht war, war es schwer möglich, sich zu widersetzen, aber anfangs hätte etwas mehr Engagement und Wachsamkeit den Aufstieg Hitlers wohl noch verhindern können. Nun ist heute jedoch der 25.11. und damit „Internationaler Tag gegen Gewalt gegen Frauen“ und Adornos Aussage in einem weiteren Kontext aktuell. Wir versuchen noch immer, ein „richtiges Leben im Falschen“ zu führen. Jede 18 Sekunden wird eine Frau geschlagen, alle 3 Minuten …

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Ein Job wie jeder andere

Autorin: Ana // Als Hure betrügt man nicht, denn man verkauft nur seine Dienstleistung- die Ware die jeder will. Seinen eigenen Körper. Männer wollen mich. Freier wollen meinen Körper. Freier wollen nur ficken. Und das ist okay. Denn es ist nur ein Job. Es ist mein Job mich demütigen zu lassen, mich schlagen zu lassen, fremde Arschlöcher zu lecken und mich begrapschen zu lassen. Der Schwanz muss tiefer rein. Am besten so, dass ich keine Luft mehr bekomme. Denn wenn ich keine Luft mehr bekomme, herrscht für einen Moment Stille. Die Verbindung zu mir, meinem Körper und dem was gerade passiert, ist verloren. Ich hänge zwischen stöhnen und dissoziieren fest während er mich von hinten fickt. Immer wenn ich gerade sicher in mir selbst bin und weit weg von seiner Wohnung, fällt mir auf dass ich nicht mehr stöhne und er merken könnte, dass etwas nicht stimmt, dass es mir vielleicht sogar keinen Spaß macht. Aber es macht mir ja Spaß. Es ist ja mein Job. Aber sobald ich wieder stöhne, reißt mich das aus …

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Legalisierung, Prostitutionsverbot, Entkriminalisierung, Nordisches Modell – wie gesetzgeberisch umgehen mit Prostitution?

Autorin: Huschke Mau // Mein Name ist Huschke Mau[1], und ich bin eine Frau aus der Prostitution. Momentan bin ich Doktorandin. Seit 2014 bin ich als Aktivistin für das Nordische Modell aktiv und halte Vorträge. Im Januar 2018 habe ich das Netzwerk Ella[2] gegründet, wir sind ein Zusammenschluss von Frauen, die in der Prostitution waren oder noch sind, und wir definieren das, was wir erlebt haben und noch erleben, als Gewalt. Die Konsequenz, die wir daraus ziehen, ist die Forderung nach der Einführung des Nordischen Modells auch in Deutschland. Wir haben erfahren, wie Prostitution in einer legalisierenden Gesetzgebung ist, und wir finden, dass sie uns nichts als Nachteile gebracht hat. Mit Aussteigerinnen aus Ländern, in denen das Nordische Modell eingeführt worden ist, stehen wir in Kontakt. Wenn man von den gesetzgeberischen Umgängen mit Prostitution spricht, herrscht oftmals eine große Verwirrung. Ist Legalisierung dasselbe wie Entkriminalisierung? Ist das Nordische Modell de facto ein Prostitutionsverbot? Dieser Beitrag soll dabei helfen, die einzelnen Begriffe zu klären und die Konsequenzen der jeweiligen Regelung bezüglich Prostitution für uns Betroffene, aber …

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Presseerklärung zu den Gesprächen über das Nordische Modell im Bundestag und zur Demonstration gegen das Nordische Modell am 15. Oktober 2019

Wir sind das Netzwerk Ella, ein Zusammenschluss von Frauen, die in der Prostitution waren oder noch sind. Wir alle haben Erfahrungen gemacht in der hiesigen Prostitutionsgesetzgebung, die Prostitution legalisiert und wir finden diese Gesetzgebung nicht hilfreich. Wir distanzieren uns von „Sexworkerinnenverbänden“, die eine weitere Legalisierung fordern und begrüßen die Vorstöße einiger PolitikerInnen mehrerer Parteien, die sich für das Nordische Modell aussprechen. Wir begründen das wie folgt: Prostitution ist Gewalt. Sich über finanzielle Mittel sexuellen Zugang zu Frauen und Mädchen zu verschaffen, die diesem Sex sonst nicht zustimmen würden, kann nicht die Art von Sex sein, die wir uns im Jahr 2019 in dieser Gesellschaft noch wünschen. In der Prostitution ist alles auf die Bedürfnisse des Mannes ausgerichtet. Das ist nicht mehr zeitgemäß und war es nie. Weiterhin kann Prostitution de facto kaum von Zwangsprostitution unterschieden werden, weil es viel zu viele Graustufen gibt. Kein Freier kann mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, ob er gerade eine Zwangsprostituierte besucht hat oder nicht. Das bedeutet auch: es handelt sich hier um Sex, bei dem der Mann nachher nicht sagen …

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Über Konditionierung und Freiwilligkeit in der Prostitution

Autorin: Luise // Immer wieder kommen mir Sätze in den Kopf, wo andere Menschen Dinge sagten wie:„Du hast doch aber gesagt, Du magst das?!“„Du hast aber doch gesagt, Du tust das gerne?!“„Du hast aber doch gesagt, das ist freiwillig?!“„Du hast aber doch gesagt, es macht dir nix aus?!“„Du hast aber doch gesagt, Du willst das?!“„Du hast aber doch gesagt, ….“ Wie oft in meinem Leben, schon in den letzten JahrZEHNTEN, ist es wohl vorgekommen, dass Menschen sich mit einem programmierten oder für Aufgaben spezialisierten Innen unterhielten,das irgendeiner Sache zusagte; versprach, diese zu tun– und später dann sagten (einige, viele, manche) Andere, dass es eben NICHT so sei. Nein, ich mag das NICHT.Nein, das war NICHT freiwillig.Nein, ich will das NICHT.Nein, das hab ich nie versprochen. Und weder der Andere, noch ich selbst, wußte – wußte WIRKLICH – was da eigentlich passiert. Wie oft hatte ich Dinge automatisch getan – und anschließend „vergessen“?Wie oft waren Konditionierungen gelaufen – ohne, dass ich selbst das überhaupt merkte? Wie oft hatte ich zehntausend Fragezeichen unsichtbar über dem Kopf kreiseln, …

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Amnesty und die Prostitution

Gestern fand eine Veranstaltung im Leipziger Museum der Bildenden Künste statt, bei der wir Frauen vom Netzwerk Ella über Prostitution gesprochen haben. Dagegen wurde bereits im Vorfeld protestiert. Weil es anscheinend UNMÖGLICH und UNERTRÄGLICH ist, wenn prostituierte Frauen über Prostitution reden. Geht ja wirklich gar nicht! Eine Gruppe, die bei den Protestierenden (Berufsverband erotische und sexueller Dienstleistungen usw) dabei war, war AMNESTY. Amnesty möchte anscheinend nicht, dass Betroffene sprechen. Das wundert uns nicht, hat Amnesty uns Frauen in der Prostitution doch schon vor Jahren unter den Bus geworfen, als sie forderten, “Sexarbeit” komplett zu entkriminalisieren und damit EXPLIZIT AUCH FREIERTUM, MENSCHENHANDEL UND ZUHÄLTEREI MEINTEN. Begründet haben sie das damit, dass jeder Mensch ein Recht auf Sex hätte und dass es DISKRIMINIERUNG wäre, Männern zu verbieten, sich diesen zu kaufen. Für uns hingegen ist klar: es gibt ein Recht auf die eigene Sexualität, aber es gibt kein Recht, jemanden dafür zur Verfügung gestellt zu bekommen. Und: wer dafür ist, dass Freier, Zuhälter und Menschenhändler straffrei bleiben, der ist nicht FÜR uns Prostituierte, sondern GEGEN UNS. Auch …

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Wo leben eigentlich Bordsteinschwalben?

Seit einigen Wochen läuft in Nürnberg die Kampagne “Nachfragen hilft”, die unter anderem die Frage aufwirft, “wo denn die Bordsteinschwalben leben”. Es stimmt, Nachfragen hilft. Was jedoch nicht hilft ist das Objektifizieren und Herabwürdigen von Frauen und Auffallen wollen um jeden Preis. Zoe und Marlen vom Netzwerk Ella haben daher einen Brief an Oberbürgermeister Dr. Maly und die SPD verfasst. Wir sind auf Feedback gespannt. Sehr geehrter Herr Maly, wir haben folgende “Quizfrage” auf Plakaten und Postkarten in Ihrer Stadt gefunden: “Wo leben eigentlich die Bordsteinschwalben?” Als ehemalige Prostituierte stellen wir Ihnen gerne folgende Antwortmöglichkeiten zur Auswahl: a) Frauentorgraben b) Nachbarwohnung c) Hotel Wie meinen Sie, lautet die Antwort der Eltern, wenn ihnen diese vorformulierte Frage von Kindermund gestellt wird? Sie bringt Mütter, Väter, Kinder (die nicht verstehen, warum ihre Eltern gerade keine sinnvolle Antwort geben können), ggf. Lehrer und eigentlich alle Frauen in eine äußerst peinliche Situation. Kein Kind und nur die wenigsten Erwachsenen werden ihre Fragen an die genannte E-Mail-Adresse schicken. Die wenigsten Menschen werden sich durch diese provokant gestellte Frage tatsächlich mit …

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Brief an Frauenministerin Giffey

Nachdem die Praktikantin von Frauenministerin Giffey uns auf unseren Brief vom Valentinstag mit einem Statement geantwortet hat, das den Status quo der Gesetzeslage in der Prostitution verteidigt, habe ich eine ausführliche Antwort verfasst, um auf die Missstände in der Prostitution aufmerksam zu machen. Nun husch husch zur Post, Briefmarke kaufen und ab in den Kasten damit ! (S.) Sehr geehrte Frau Giffey, vielen Dank für die Antwort auf meinen Brief zum Valentinstag. Ich bin Sophie vom Netzwerk Ella, ich war 8 Jahre in der Prostitution, und ich möchte auf die von Ihrer Praktikantin übermittelte E-Mail antworten. Natürlich habe ich vom ProstSchG erfahren und finde dieses in Teilen auch gut. Es könnte wirklich eine Chance sein, ein wenig mehr gegen Menschenhandel vorzugehen, aber die Betonung liegt hier auf „ein wenig“. Denn in der Realität ist es so, dass keine prostituierte Frau sich gern anmelden möchte. Wir vom Netzwerk Ella sind ein Zusammenschluss sowohl von Aussteigerinnen, als auch von Frauen, die noch in der Prostitution sind und die meisten von uns empfinden das ProstSchG als eine Methode, …

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