Alle Artikel mit dem Schlagwort: Prostitution

Freier und ihr Sex-Privileg

Autorin: Pani K. // Vorweg: Prostitution existiert, weil es Menschen gibt, die dafür bezahlen.Was sind das für Menschen? Wie leben und denken sie? Wie handeln sie und welche Folgen hat das? Was geht es die Außenstehenden an? Das sind nur einige Fragen zu diesem Thema…Ich beginne mal mit einer Definition, um Klarheit zu schaffen: – Freier, derSubstantiv, maskulin; Genitiv: des Freiers, Plural: die Freier. Bedeutung: Ein Mensch, der zum Zweck seiner eigenen sexuellen Stimulation oder Befriedigung andere Menschen gegen Entgelt benutzt oder ihnen Entgelt anbietet.Übliche Formen des Entgelts: Geld, Obdach oder Drogen.Übliche Formen der Benutzung: Oralsex, Analsex, Vaginalsex, erotische Massage, Praktiken des BDSM, Live-Cam-Sex, Striptease sowie andere sexuelle Praktiken ohne Eindringen in die Körper der Beteiligten.Übliche alternative Bezeichnungen: Gast, Kunde, Klient, Sexkäufer.Ich benutze den Begriff Freier, weil alternative Bezeichnungen missverständlich und verharmlosend sind.Kaum jemand spricht offen über Freier oder mit ihnen, obwohl sie keine soziale Randgruppe darstellen.Freier sind in der Regel männlich, gut sozial integriert, in fast allen Altersgruppen und sozialen Schichten zu finden: von Studenten bis Professoren, von Auszubildenden bis Rentnern, von Politikern bis …

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Feministischer Verrat

Autorin: Ljubow Kollontai Es gab mal eine Zeit, da wussten Feministinnen, dass Prostitution nichts mit Gleichberechtigung zu tun hat. Dies hieß selbstverständlich nicht, dass man Prostituierte zu verachten hatte, sondern, dass die Institution der Prostitution an sich nicht mit den Idealen der Frauenbefreiung zu vereinbaren war. Denn: Es hat weder mit Befreiung noch mit Gleichberechtigung zu tun, Männern und ihren Orgasmen unter Zuhilfenahme von Frauenkörpern zu Diensten zu sein. Und jene Männer, die auf ihr Recht auf Prostitution pochen haben eines nicht verstanden: Sie verbauen sich selbst die Chance, für eine wirklich sexuell befreite Gesellschaft einzustehen – eine Gesellschaft, in der Sex dann stattfindet, wenn alle Beteiligten ihn hundertprozentig wollen und genießen. Und so ist irgendwann etwas Seltsames geschehen: Innerhalb von wenigen Jahrzehnten hat uns das Patriarchat davon überzeugt, dass Prostitution ein Job wie jeder andere ist und feministisches Empowerment darstellt. Der Stunt war genial: Kritik an der Prostitution selbst ist jetzt frauenfeindlich, denn Frauen hätten ja das Recht dazu, ihren Körper Männern zur Verfügung zu stellen! Durch Talkshows werden reihenweise glückliche Prostituierte gereicht. Was …

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Rede von Ronja auf der Studienvorstellungskonferenz über Freier in Deutschland

Autorin: Ronja // W: Vergewaltigung, sexuelle Gewalt Am 9. November ging es in Berlin bei einer eintägigen Konferenz um „Männer in Deutschland, die für Sex zahlen“. Also um die Studienergebnisse der Freierstudie von Melissa Farley et al. sowie um deren Einordnung, Analyse und sich daraus ableitenden Schlüsse, die von Überlebenden der Prostitution aus mehreren Ländern, sowie von weiteren Fachfrauen und einem Fachmann vorgestellt wurden. Auch das Netzwerk Ella war bei dieser Konferenz vertreten: mit Redebeiträgen von Pani K. und mir (in Präsenz) und später einem Videobeitrag von Huschke, die leider doch nicht persönlich vor Ort sein konnte. Dafür saßen mehrere weitere Ellas im Publikum nachdem sie teilweise lange Anreisen auf sich genommen haben.Für uns alle war dieser Tag mit seinen zum Teil nur schwer erträglichen Themen natürlich enorm anstrengend. Auf der anderen Seite tat diese Konferenz uns unglaublich gut, weil wir dank der Internationalität der Überlebenden unglaublich viel Sisterhood und Support spüren durften und wir auch dank des großen Interesses (über 100 Teilnehmende und das, obwohl die Konferenz an einem Werktag stattfand): es bewegt sich …

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Was er ihr angetan hat

Autorin: Anna // Was er ihr angetan hatDein EhemannDein BruderDein SohnDein VaterDein VorgesetzterDein FreundMein FreierDieser Mann war all das für unterschiedliche Personen. Er war Ehemann. Er war ein Bruder. Er warein Sohn. Er war ein Vater. Er war ein Vorgesetzter und ein Freund.Dieser Mann hat jemandem Leid zugefügt. Er hat ein frisch 18 gewordenes Mädchen in dieProstitution gelockt, er wusste von ihren starken psychischen Problemen, davon, dass ihre Familiediese nicht ernst nahm und ihr keiner half. Sie hatte keine Hilfe. Sie hatte niemanden. Sie hatte starkeDepressionen und Borderline (diagnostiziert inzwischen), Suizidgedanken, wenig Selbstwertgefühl,starke Minderwertigkeitskomplexe. Sie hatte aufgrund von Erfahrungen ein schlechtes Männerbild.Sie lernte durch den Umgang mit Männern, zieht sie sich aus, kriegt sie Komplimente. So ein jungesMädchen ohne Selbstbewusstsein ist natürlich ein gefundenes Fressen für so manche Männer.Sie hatten Kontakt und schrieben jeden Tag als sie noch 17 war, er wollte Nacktbilder, löschte diesejedoch alle als er sich erinnerte, dass das ja strafbar war. Also wartete er bis sie 18 wurde, bis er siefür Sex bezahlte. Sie hatte Angst. Tat es dennoch. Fühlte nichts …

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OnlyFans: der moderne SMS-Chat?

Autorin: Ronja // Neulich habe ich auf VICE einen Artikel namens „Dieser Typ verdient als OnlyFans-Account-Manager mehrere 10.000 Euro im Monat“ gelesen und fühlte mich sofort unangenehm an meine 2,5 Jahre im SMS-Chat erinnert. Moment. Wie hängt das eine mit dem anderen zusammen?OnlyFans, diese Plattform, auf der viele weibliche Nutzerinnen erotischen bis pornografischen Foto- und Video-Content gegen Zahlung von ihren „Fans“ veröffentlichen? Und SMS-Chat? Jüngere Lesende hier fragen sich vielleicht gar, was das überhaupt war…Deshalb folgt nun erst ein Blick in die Vergangenheit. Anfang 2006 bin ich in die Prostitution geraten und erst 2017 sollte mir der endgültige Ausstieg gelingen. Von Mitte 2006 bis Ende 2008 zählte aber auch noch etwas anderes als die Prostitution, wie man sie sich vorstellt, zu meinen Berührungspunkten mit all den schädlichen Arten, durch die Sex zur Ware/Dienstleistung erklärt wurde und wird: der SMS-Chat.Ich bin durch meinen damaligen Partner da reingeraten und für eine Weile war ich sogar selbst Betreiberin unseres Chats.Aber was ist/war denn jetzt ein SMS-Chat?Vor vielen Monden hatte noch nicht jeder (potentielle) Freier Flatrates und High Speed …

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Im Escort

Autorin: Eva // “Du bist aufgeschlossen, niveauvoll, selbstbewußt…? Interessiert an Glamour und einem unabhängigen, stilvollen Leben…? Hast gute Allgemeinbildung und Umgangsformen…?” “Ja, klar!” dachte ich mir als junge Frau in den 20ern rund um das neue Jahrtausend in Wien. Es war eine Aufbruchsstimmung.So werben nämlich Escortagenturen um Mädchen und Damen. Seit Jahrzehnten suggeriert uns die Gesellschaft der westlichen Welt, Erotikarbeit ist doch ganz etwas Normales, ein wichtiger Beruf, das älteste Gewerbe der Welt. Einfach toll, oder? Da können sich Frauen und natürlich auch Transgender und Callboys endlich ausleben. In der Realität sieht es dann doch ganz anders aus. Diies kann nur Jemand feststellen, der/die in der Szene war und sich den kritischen Blick bewahrt hat; den nüchternen Blick. Moment, nüchtern? Ah, da beginnt es schon…………..Als Escort ist Dein ständiger Begleiter …der Alkohol. Die Männer lieben es, mit Dir zu trinken; viele von ihnen trinken sehr viel (2-3 Flachen Wein) -täglich.Andere Aufputschmittel bekommt man auch sehr oft angeboten. Der Kunde/Freier will seine Freizeit mit der Escortdame so richtig geniessen, das gehört das für ihn dazu. Die …

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Über das wichtige Gespräch mit Betroffenen/Aussteigerinnen/Überlebenden und warum wir trotzdem oft nicht sprechen (können)…

Autorin: Ronja // Oft gibt es bei Veranstaltungen oder Texten von unseren großartigen Mitstreitenden für das Nordische Modell Fragen, manchmal gar Beschwerden à la: „Wenn Prostitution angeblich für viele Betroffene so schlimm ist, wieso sprechen/schreiben hier nur Menschen, die nie in der Prostitution waren? Daraus kann ja nur folgen, dass das NM gar nicht im Interesse der eigentlichen Menschen in der Prostitution wäre!“ Ich bin diese Haltung, die uns manchmal gar in Rechtfertigungszwang drücken will, so leid!Daher mal ein paar Worte dazu:Wir im Netzwerk Ella bemühen uns nach Kräften, über unsere Erfahrungen und Forderungen zu schreiben. Manchmal geben wir auch schriftliche Interviews. Einige von uns zeigen sogar auf Veranstaltungen oder für filmische Produktionen ihr Gesicht. ABER wir brauchen unsere engagierten und mutigen Mitstreiterinnen, die uns auch dann eine Stimme geben, wenn wir sie nicht haben können oder wollen. Denn viele Frauen, denen der Ausstieg gelingt, wollen all das aus guten Gründen hinter sich lassen. Manche haben inzwischen Familie und einen Beruf, weswegen sie sich erstens nicht öffentlich outen wollen/können und zweitens gar keine Zeit und …

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Pornographie und Prostitution

Autorin: Ronja // Es folgt ein langer Rundumschlag zum Thema Porno, der Verschränkung von Pornografie und Prostitution und vor allem der Problematik der „Teen“-suchenden Konsumenten und Freier. Ausgelöst wurde das Ganze durch eine private FB-Diskussion und ich möchte meinem lieben Freund ganz herzlich für seine unterstützende Haltung hinsichtlich dieses Postings danken. Triggerwarnung: Porno, Missbrauch von Minderjährigen, zum Teil explizite Sprache (die ich mir hier wirklich mal nicht verkneifen konnte) Neulich gab es in meinem privaten Umfeld eine Diskussion zur Porno-Kategorie „Teen“. Ein lieber Freund von mir hat dazu kritisch gepostet und zwei Männer kamen dann aber gleich mit Pseudo-Rechtfertigungen an. Von wegen: „Naja, aber das sind eh keine Teens und denen sieht man das ja eh auch an.“ (gleich noch diese Wertung reindrücken, gell, Mann kann’s ja…) Das hat mich auf die Palme gebracht, denn:Darum, ob die Darstellerin ja (bestenfalls!) gar kein Teenager mehr ist, geht es doch nicht mal nur!Sondern um die Kategorie!Wer „Teen“ sucht/schaut, sucht zumindest die Phantasie und die Szenen sind ja oft auch so konstruiert, dass diese Phantasie mehr als deutlich …

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Warum hast du ihn nicht einfach angezeigt?!

Autorin: Marlene // …eine Frage, die mir häufig gestellt wird, wenn ich meine Geschichte erzähle.Aus der Prostitution kam ich dann meiner Schwester, der ich mich irgendwann, als es nicht mehr anders ging, anvertraute. Sie kam zu mir und holte mich ab. Ich war damals noch der Meinung, ich sollte noch ein paar Tage bleiben und arbeiten- das Geld hatte ja mein Zuhälter kassiert, der in diesem Moment nicht in der Stadt war. So wollte ich zumindest noch etwas für meine “Flucht” zusammen kriegen. Natürlich ließ sie mich das nicht durchziehen und kam sofort zu mir, was das Beste war, was sie hätte tun können.Obwohl ich sie bat, nicht die Polizei einzuschalten, tat sie es. Wer den genaueren Verlauf vor Gericht nachlesen möchte, kann das gerne hier tun. Worüber ich heute schreiben möchte, sind die Gründe, wieso ich das nicht wollte und auch lange Zeit damit gehadert habe- gerade, weil ich darauf auch oft angesprochen werde.Ich hatte damals absolut kein Vertrauen in die Polizei. Zum Einen ist die im Milieu geradezu “der Feind”, mit dem man …

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Eine normale Beziehung führen nach Prostitutionserfahrung?

Autorin: Anna // Für mich kaum möglich. Ich bin seit 3 Jahren in der Prostitution. Immer wieder sage ich mir, dieses Mal ist es das letzte mal, wenn ich es mache. Und trotzdem kann ich heute immer noch nicht von mir behaupten, dass ich ausgestiegen bin. Die Prostitution war für mich zerstörend. Widerlich, primitiv, Abneigung – all das sind Wörter die ich mit ihr verbinde. Und trotzdem lerne ich hier etwas über Menschen. Während ich mich mit ihren Männern unterhalte, mit ihnen schlafe , lerne die Gründe wieso verheiratete Männer ihren Frauen fremdgehen – auch die von Männern die von sich behaupten sie wären glücklich verheiratet. Natürlich tun mir diese Frauen leid. Den Männern gegenüber empfinde ich Abneigung. Ich habe viele meiner Freier nach Gründen für ihren Betrug gefragt. Ich wollte es wissen, um es in meiner zukünftigen Beziehung zu verhindern. Sie nannten mir andere Gründe wie „meine Frau ist zu dick, ich finde sie unattraktiv.“ „wir sind uns beide zu alt, wie finden uns nicht mehr anziehend.“ „Hier kann ich junge attraktive Mädchen f*cken …

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