Alle Artikel mit dem Schlagwort: Freier

Freier und ihr Sex-Privileg

Autorin: Pani K. // Vorweg: Prostitution existiert, weil es Menschen gibt, die dafür bezahlen.Was sind das für Menschen? Wie leben und denken sie? Wie handeln sie und welche Folgen hat das? Was geht es die Außenstehenden an? Das sind nur einige Fragen zu diesem Thema…Ich beginne mal mit einer Definition, um Klarheit zu schaffen: – Freier, derSubstantiv, maskulin; Genitiv: des Freiers, Plural: die Freier. Bedeutung: Ein Mensch, der zum Zweck seiner eigenen sexuellen Stimulation oder Befriedigung andere Menschen gegen Entgelt benutzt oder ihnen Entgelt anbietet.Übliche Formen des Entgelts: Geld, Obdach oder Drogen.Übliche Formen der Benutzung: Oralsex, Analsex, Vaginalsex, erotische Massage, Praktiken des BDSM, Live-Cam-Sex, Striptease sowie andere sexuelle Praktiken ohne Eindringen in die Körper der Beteiligten.Übliche alternative Bezeichnungen: Gast, Kunde, Klient, Sexkäufer.Ich benutze den Begriff Freier, weil alternative Bezeichnungen missverständlich und verharmlosend sind.Kaum jemand spricht offen über Freier oder mit ihnen, obwohl sie keine soziale Randgruppe darstellen.Freier sind in der Regel männlich, gut sozial integriert, in fast allen Altersgruppen und sozialen Schichten zu finden: von Studenten bis Professoren, von Auszubildenden bis Rentnern, von Politikern bis …

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Was er ihr angetan hat

Autorin: Anna // Was er ihr angetan hatDein EhemannDein BruderDein SohnDein VaterDein VorgesetzterDein FreundMein FreierDieser Mann war all das für unterschiedliche Personen. Er war Ehemann. Er war ein Bruder. Er warein Sohn. Er war ein Vater. Er war ein Vorgesetzter und ein Freund.Dieser Mann hat jemandem Leid zugefügt. Er hat ein frisch 18 gewordenes Mädchen in dieProstitution gelockt, er wusste von ihren starken psychischen Problemen, davon, dass ihre Familiediese nicht ernst nahm und ihr keiner half. Sie hatte keine Hilfe. Sie hatte niemanden. Sie hatte starkeDepressionen und Borderline (diagnostiziert inzwischen), Suizidgedanken, wenig Selbstwertgefühl,starke Minderwertigkeitskomplexe. Sie hatte aufgrund von Erfahrungen ein schlechtes Männerbild.Sie lernte durch den Umgang mit Männern, zieht sie sich aus, kriegt sie Komplimente. So ein jungesMädchen ohne Selbstbewusstsein ist natürlich ein gefundenes Fressen für so manche Männer.Sie hatten Kontakt und schrieben jeden Tag als sie noch 17 war, er wollte Nacktbilder, löschte diesejedoch alle als er sich erinnerte, dass das ja strafbar war. Also wartete er bis sie 18 wurde, bis er siefür Sex bezahlte. Sie hatte Angst. Tat es dennoch. Fühlte nichts …

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Im Escort

Autorin: Eva // “Du bist aufgeschlossen, niveauvoll, selbstbewußt…? Interessiert an Glamour und einem unabhängigen, stilvollen Leben…? Hast gute Allgemeinbildung und Umgangsformen…?” “Ja, klar!” dachte ich mir als junge Frau in den 20ern rund um das neue Jahrtausend in Wien. Es war eine Aufbruchsstimmung.So werben nämlich Escortagenturen um Mädchen und Damen. Seit Jahrzehnten suggeriert uns die Gesellschaft der westlichen Welt, Erotikarbeit ist doch ganz etwas Normales, ein wichtiger Beruf, das älteste Gewerbe der Welt. Einfach toll, oder? Da können sich Frauen und natürlich auch Transgender und Callboys endlich ausleben. In der Realität sieht es dann doch ganz anders aus. Diies kann nur Jemand feststellen, der/die in der Szene war und sich den kritischen Blick bewahrt hat; den nüchternen Blick. Moment, nüchtern? Ah, da beginnt es schon…………..Als Escort ist Dein ständiger Begleiter …der Alkohol. Die Männer lieben es, mit Dir zu trinken; viele von ihnen trinken sehr viel (2-3 Flachen Wein) -täglich.Andere Aufputschmittel bekommt man auch sehr oft angeboten. Der Kunde/Freier will seine Freizeit mit der Escortdame so richtig geniessen, das gehört das für ihn dazu. Die …

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Pornographie und Prostitution

Autorin: Ronja // Es folgt ein langer Rundumschlag zum Thema Porno, der Verschränkung von Pornografie und Prostitution und vor allem der Problematik der „Teen“-suchenden Konsumenten und Freier. Ausgelöst wurde das Ganze durch eine private FB-Diskussion und ich möchte meinem lieben Freund ganz herzlich für seine unterstützende Haltung hinsichtlich dieses Postings danken. Triggerwarnung: Porno, Missbrauch von Minderjährigen, zum Teil explizite Sprache (die ich mir hier wirklich mal nicht verkneifen konnte) Neulich gab es in meinem privaten Umfeld eine Diskussion zur Porno-Kategorie „Teen“. Ein lieber Freund von mir hat dazu kritisch gepostet und zwei Männer kamen dann aber gleich mit Pseudo-Rechtfertigungen an. Von wegen: „Naja, aber das sind eh keine Teens und denen sieht man das ja eh auch an.“ (gleich noch diese Wertung reindrücken, gell, Mann kann’s ja…) Das hat mich auf die Palme gebracht, denn:Darum, ob die Darstellerin ja (bestenfalls!) gar kein Teenager mehr ist, geht es doch nicht mal nur!Sondern um die Kategorie!Wer „Teen“ sucht/schaut, sucht zumindest die Phantasie und die Szenen sind ja oft auch so konstruiert, dass diese Phantasie mehr als deutlich …

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Warum sind Freier Arschlöcher? -Teil 3:

Autorin: Marlene // Bereits vor einem Jahr kamen andere Ellas auf die Idee, im Rahmen einer Serie über ihre Erlebnisse mit Freiern zu schreiben.Von Anfang an war ich von der Idee begeistert, aber habe erst jetzt geschafft, die Worte zu finden. Hier ist meine Geschichte. Mit 20 lernte ich meinen Zuhälter kennen und geriet durch ihn schnell in dieses menschenverachtende System.Ich kam aus einer zerrütteten Familie, war es von meiner Mutter gewohnt, nur “Liebe” zu bekommen, wenn ich dafür etwas geleistet hatte, lebte seit einem guten Jahr alleine und fühlte mich genau so- ohne Familie, ohne Bindungen. Für ihn war ich also leichte Beute, gutgläubig und leicht zu manipulieren. In meinen fast zwei Jahren in der Prostitution wanderte ich durch Bordelle, Saunaclubs und “Privathäuser”, machte Haus- und Hotelbesuche.Widerliche Begegnungen hatte ich überall.Begonnen im Saunaclub, wo damals die WM übertragen wurde und die Männergruppen in Scharen kamen. Es war das normalste für diese Männer, mit Kumpels oder Kollegen einen Ausflug in den Puff zu machen, dort die Fußballspiele zu sehen und in den Pausen oder danach …

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Die politischen Kämpfe und Überzeugungen der „Lobby“ und der AbolitionistInnen

Autorin: Sophie // Die Hurenbewegungen entstanden einst aus der Kritik an einer doppelmoralischen Gesellschaft, die einerseits in die Prostitution involviert ist, indem sie sie nutzt und auf sie baut, andererseits jedoch die in der Prostitution Tätigen für ihre Ausübung bestraft. Im Patriarchat wurde immer schon zwischen „Heiligen“ und „Huren“ unterschieden, von welchen die Heiligen diejenigen ehren- und schützenswerten Frauen sind, auf deren Unberührtheit der Ausdruck der Familienehre projiziert wird, die Huren hingegen sind das personifizierte Schandmal einer Gesellschaft. Jedoch wurden die „Huren“ von der katholischen Kirche und auch vorher im antiken Griechenland und Rom zwar stigmatisiert, aber geduldet. Bis zur Reformation gab es sogar Bischöfe, die selbst Bordelle betrieben, was man unter anderem durch ein Zitat vom heiligen Thomas von Aquin legitimierte, das besagt: „Die Prostitution in den Städten gleicht der Kloake im Palast; schafft die Kloake ab, und der Palast wird ein unreiner und stinkender Ort werden“. Dass der Klerus jedoch nicht Bordelle betrieb, um die öffentliche Ordnung zu bewahren, sondern einfach das politische und wirtschaftliche Machtmonopol, das die Kirche innehatte, zur eigenen Bereicherung …

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Warum sind Freier Arschlöcher? – Teil 2

Autorin: Ronja Ich bin im Herbst 2017 aus der Prostitution ausgestiegen, doch erst jetzt habe ich die Kraft und auch den Rückhalt, meine Erfahrungen ehrlich zu reflektieren und mich für das Netzwerk Ella zu engagieren. Da ich diese Serie wichtig finde, möchte ich in meinem ersten Text an die von Huschke und Sophie bereits verschriftlichen Antworten darauf, warum Freier Arschlöcher sind, anknüpfen. Meinen allerersten und für lange Zeit einzigen Freier hatte ich im Jahr 2006. Aufgewachsen in einem von Alkoholmissbrauch, Gewalt und Morddrohungen geprägtem Elternhaus brach ich kurz vorher das Abitur und den Kontakt zu meinen Eltern ab. Ich hatte bereits eine Traumafolgestörung, die mir aber erst Jahre später bewusst werden sollte, und vor allem Bulimie, die auch finanziellen Druck mit sich brachte. Auch wenn ich im Jahr 2006 schon 20 Jahre alt war, lag auch mein erstes Mal noch nicht lange zurück, denn, vermutlich aus Angst vor Männern, die mein Vater mein ganzes bisheriges Leben lang schürte, war ich eine sogenannte Spätzünderin. Mein erstes Mal fand noch vor Abbruch des Abiturs statt – mit …

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Ellas erklären, warum Freier Arschlöcher sind. Eine Serie über die Erfahrung in der Prostitution. Teil 1: Sophie

Autorin: Sophie // Warum sind Freier Arschlöcher? Vor kurzem hat Huschke Mau einen Auszug aus ihrem Text über Freier gepostet. Am selben Tag beim Einkaufen habe ich mir unabhängig davon Gedanken über Freier gemacht. Es ging mir nahe, dass sich Freier in der Facebookgruppe des Frankfurter Bahnhofsviertels darüber austauschen, wann sie wieder zu Prostituierten gehen werden und wie sie diese benutzen möchten. Diese Konversation erinnerte mich an meine eigene Zeit im Bahnhofsviertel und daran, dass es auch im Escort nicht wirklich besser war. Aus diesem Grund dachte ich mir, dass wir Frauen vom Netzwerk Ella ja zusammen einen Text oder mehrere erstellen könnten, in dem verschiedene Frauen von ihren Erfahrungen berichten, die sie mit Freiern gemacht haben. Und damit meine ich nicht nur die Horrorerlebnisse. Denn auch die Freier, die einen vermeintlich „gut“ behandeln, sind misogyne Wichser. Weshalb das so ist, wird deutlich, wenn man das Erzählte der politischen Analyse unterzieht. Dieser Bericht ist nun von mir, Sophie. Ich war von meinem 14.-22. Lebensjahr in der Prostitution. Anfangs prostituierte ich mich noch nicht in Vollzeit, …

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Corona & Prostitution

Autorin: Huschke Mau Ihr Lieben, als Exprostituierte möchte ich heute dringend etwas sagen. Weil andere Frauen in der Prostitution es gerade nicht können. Die haben nämlich gerade mit was anderem zu tun… Mit Überleben. Corona hat unser Sozialleben aktuell fest im Griff, und ich begrüsse alle Massnahmen der Regierung und der Länder, die getroffen worden sind (wenn auch sehr spät), und hoffe, ihr seid alle schön vernünftig und isoliert euch, soweit es geht, um Ältere, Menschen mit Immunschwäche, Krebs, anderen Vorerkrankungen usw. nicht zu gefährden. Es gilt jetzt, solidarisch zu sein, solidarisch vor allem mit vulnerablen Gruppen. Und genau darüber möchte ich jetzt sprechen. Denn Frauen in der Prostitution, und zu diesen gehöre ja auch ich, sind auch eine vulnerable Gruppe, und die Frage ist, welche Massnahmen jetzt im Hinblick auf diese Gruppe als solidarisch gelten können. Die Stadt Stuttgart hat Prostitution gerade wegen des Coronavirus VERBOTEN, und bevor ihr jubelt: das ist eine Katastrophe. Ich erkläre, warum: Die Prostitutionslandschaft in Stuttgart besteht, wie fast überall, zu 80 bis 90% Zwangs- und Armutsprostituierten aus Südosteuropa. …

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Brief an den innenpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Martin Luthe

Autorin: Mimi // Der FDPler Martin Luthe hat angefragt, warum “so wenig” Prostituierte in Berlin Steuern abführen – nämlich nur 50.000 Euro im Monat. Das ist ihm zuwenig. Er beklagte im Artikel in der Berliner Morgenpost, vor allem auf dem Strassenstrich Kurfürstenstrasse würden Steuern hinterzogen. Es ist absurd, dass ihn an diesem Elends-, Baby- und Drogenstrich nicht etwa die offensichtliche Zwangsprostitution stört, sondern, dass die dort ausgebeuteten Frauen keine Steuern abführen. (Vielleicht, weil sie alles ihrem Zuhälter abgeben müssen, Herr Luthe?!) Das ist Kapitalismus und Frauenverachtung in Reinstkultur. Und er entblödete sich auch nicht, die Prostituierten der KuFü auch als “Berufsverbrecher” zu bezeichnen – einen Begriff, der ihnen schon im Dritten Reich anhaftete, bevor man sie wegen “asozialen Verhaltens” in die Konzentrationslager sperrte. Der Prostitutionsaussteigerin und Aktivistin Mimi vom Netzwerk Ella war das zuviel, deswegen hat sie ihm einen geharnischten Brief geschrieben. Lest selbst: “Sehr geehrter Herr Luthe, ich schreibe Ihnen als Sprecherin des Netzwerks Ella, einer unabhängigen Interessenvertretung für Frauen aus und in der Prostitution.Wir sind alle Frauen, die selbst Erfahrungen als Prostituierte gemacht …

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